Die SPD-Landtagsfraktion hat auf Initiative des SPD-Landtagskandidaten Thilo Waasem einen Antrag in den nordrhein-westfälischen Landtag eingebracht, der die Errichtung eines Traumazentrums für den Kreis Euskirchen sowie die Forderung nach mehr Psychotherapeutinnen und -therapeuten vorsieht. Ebenso hat der Antrag eine bessere organisatorische und inhaltliche Vernetzung der bereits bestehenden Initiativen der psycho-sozialen Hilfe zum Inhalt. Diesen Forderungen konnten sich die regierungstragenden Fraktionen von CDU und FDP nicht anschließen.
Eine Risikopotenzialanalyse kommt zu dem Ergebnis, dass 8000 Menschen in Folge der Flut im Kreis Euskirchen zukünftig auf eine psychologische Betreuung angewiesen sein werden. 700 Menschen davon werden demnach an langwierigen flutbedingten Störungen leiden.
Thilo Waasem, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion, ist wütend und enttäuscht zugleich:
„Das Leid in Folge der Flutkatastrophe ist hoch in unserer Region und wird noch zunehmen. Psychische Folgeschäden treten oftmals nicht unmittelbar nach der Katastrophe auf, sondern Monate später. Deshalb machen wir uns für mehr psychologische Hilfe und mehr Therapieplätze stark. Im ganzen Kreis sind kassenärztliche Sitze für Psychotherapeutinnen und -therapeuten Mangelware – dies ist schon vor der Flutkatastrophe der Fall gewesen. Im Bereich der Kinder- und Jugendpsychotherapie ist es noch gravierender.“
Waasem ärgert sich insbesondere darüber, dass die Landesregierung nun von einem Mini-Traumazentrum in der Debatte spricht.
„Wir haben keine ‚Mini-Probleme‘ – schon der Begriff wird der Herausforderung nicht gerecht und verniedlicht das Leid der Menschen“, so Waasem.
„Die Landesregierung hat auch nach über einem halben Jahr nach der Flutkatastrophe nicht erkannt, welche Probleme vor Ort herrschen. Die Menschen stehen in den Trümmern ihrer Existenz. Sie gehen nach über einem halben Jahr harter körperlicher Arbeit, Auseinandersetzungen mit der Versicherung und der verzweifelten Suche nach Handwerkern auf dem Zahlfleisch. Das zehrt nach den traumatischen Erlebnissen zusätzlich an der seelischen Gesundheit“, ärgert sich Waasem über die Ignoranz aus Düsseldorf.
Hinzu komme, dass die Antragstellung für Hilfsgelder und deren Bewilligung nur schleppend voran gehe. Die Anträge sind kompliziert und umständlich.
„Wenn der Antrag dann endlich gestellt ist, warten die Betroffenen sehr lange auf ihr Geld. Wir haben Vorschläge zur Beschleunigung des Antragsverfahrens gemacht, welche die Landesregierung leider bisher ignoriert. Stattdessen werden die Sorgen der Betroffenen als Einzelfälle und Kritik am Verfahren als Panikmache beschrieben. Es wird Zeit, dass diese Landesregierung endlich das Chaos hinter sich lässt und die Probleme der Menschen vor Ort ernst nimmt“, so Waasem abschließend.