Zum 30. September schließt die Hausarztpraxis in Lommersum. Eine Nachfolge ist nicht in Sicht. Damit stehen ab Oktober diesen Jahres circa 2.500 Bürgerinnen und Bürger ohne Hausarzt da. Die verbleibenden Praxen in Weilerswist haben mitgeteilt, dass sie für die Notversorgung der betroffenen Menschen bereitstehen aber regulär keine neuen Patienten mehr aufnehmen können. Dies ist ein sich mehrendes Problem. 

Der Personalmangel im Gesundheitsbereich steigt weiter. Gleichzeitig mit dem Mangel an Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften steigt ebenfalls die Anzahl an auf Medizin und Behandlung angewiesenen Menschen. Die demographische Entwicklung erfordert mehr statt weniger wohnortnahe Medizin, denn eine alternde Bevölkerung bedeutet: Mehr betreuungsintensive chronische Krankheiten, mehr Beratung bei alltagsrelevanten Gesundheitsfragen. 

„Es wird Zeit, dass die Kassenärztliche Vereinigung auch zukünftige Entwicklungen in ihre Planzahlen einpreist und nicht mit Bedarfszahlen von vorgestern die Herausforderungen von morgen verschläft“, so Karl Vermöhlen, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Kreis Euskirchen.  

„Jungen Ärztinnen und Ärzten muss man die Angst vor wirtschaftlichem Scheitern in der Selbstständigkeit nehmen, indem man ihre Niederlassung auf dem Land finanziell absichert. Stattdessen traktiert man sie mit Regressen, die gerade die Gründungsphase wirtschaftlich unkalkulierbar erscheinen lassen“, kritisiert der Fraktionsvorsitzende der SPD im Kreis Euskirchen Thilo Waasem. 

„Nicht jeder Arzt und jede Ärztin möchte in die Selbstständigkeit – es müssen auch andere Organisationsformen ermöglicht werden. Beispielsweise könnte die Kassenärztliche Vereinigung selbst eine Praxis betreiben und Ärzte und Ärztinnen anstellen. Dies würde auch in der hausärztlichen Versorgung Arbeitsformen ermöglichen, die anderswo nicht wegzudenken sind: Teilzeit, verlässliche Arbeitszeiten, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall“, so komplettiert Daniel Rudan, Kreistagsmitglied aus Weilerswist und berichtet dabei über ein gutes Praxisbeispiel aus Kalletal. „Warum nicht auch so in Weilerswist?“ fragt Daniel Rudan. 

Die SPD-Politiker zeigen sich frustriert. Diese Prognosen sind weder neu noch überraschend. In NRW gibt es im Jahr 2021 bereits 13% weniger allgemeinmedizinische Arztpraxen als 10 Jahre zuvor noch in 2011. Mehr als ein Drittel der Hausärzte in NRW ist älter als 60 Jahre. Weitere Hausarztschließungen sind also abzusehen. Auch die Schließung der Lommersumer Praxis kommt nicht von heute auf morgen. Die Kassenärztliche Vereinigung hätte schon längst konsequenter und mutiger reagieren müssen, sind sich die drei Kommunalpolitiker einig.