KiTa-Gipfel der SPD-Kreistagsfraktion Euskirchen wird zum großen Erfolg. Eine lebhafte Veranstaltung, an der knapp 100 Menschen die Probleme im aktuellen KiTa-System offen und ehrlich schilderten und gemeinsam Forderungen aufstellten.
Die SPD-Kreistagsfraktion Euskirchen hatte am Montagabend, dem 06. November, zum KiTa-Gipfel für den Kreis Euskirchen ins Museumsgästehaus Mottenburg des LVR-Industriemuseums geladen. Die Veranstaltung zog viele Menschen vom Fach an – ob KiTa Leitungen, Erzieher*innen oder auch besorgte Eltern und Großeltern. Ein voller Saal mit verschiedenen Perspektiven und einer klaren Message: So kann es nicht weitergehen.
„Ein Baum wächst eben nicht schneller, wenn man daran zieht“, so Babsi Großer von Familienbande e.V. Was sie hiermit sagen möchte? Kinder brauchen Zeit für ihre individuelle Entwicklung. Nur so können Kinder ihr volles Potenzial ausschöpfen und lernen, sich in der Welt zurechtzufinden, zu eigenen Lösungen zu kommen und Herausforderungen zu meistern. Um den Kindern hierfür ein gutes Umfeld und eine gute Atmosphäre zu schaffen, braucht es Zeit und Ressourcen von Seiten der Erzieher*innen. Doch die Zeit für Teambesprechungen, konzeptionelles Arbeiten, Fortbildungen und Elterngespräche ist viel zu knapp bemessen. Außerdem wies Babsi Großer eindrücklich darauf hin, dass die Gruppenstärke mit 25 Kindern im Alter von 3 – 6 Jahren durch deren starke Individualisierung nicht mehr zeitgemäß sei. „Es sind einfach zu viele Menschen auf zu wenig Raum“, was auf 35 – 45 Stunden in der Woche ein hohes Stresslevel für alle Beteiligten zur Folge hat.
Den Eltern und Großeltern im Raum geht es insbesondere um die Sicherheit, dass die Kinder gut versorgt sind, während sie ihrer Arbeit nachgehen können. Gerade nach den Coronazeiten, in denen alle Beteiligten im Bildungssystem einer enormen Belastung ausgesetzt waren, müsse es wieder in geregelte Abläufe zurück zur Normalität gehen, so Stefanie Wenz aus dem Jugendamtselternbeirat des Kreises Euskirchen.
„Die Beschäftigten in den KiTas leisten Großes und das unter stark erschwerten und herausfordernden Bedingungen,“ so Annegret Lewak, Leiterin der Podiumsdiskussion der SPD. Es muss mehr Wertschätzung und Respekt für die Erzieher*innen in unserem Land her. Es müssen gesunde Rahmenbedingungen geschaffen werden und auch ein entsprechender Lohn gezahlt werden. „Es geht hier nicht um Geld. Es geht darum, dass wir, wenn wir nach Hause kommen, nicht so gerädert sind, dass wir direkt ins Bett fallen. Auch wir haben Familien zuhause, die auf uns warten“, klagt eine KiTa-Leiterin. Manuela Bornkessel von der Kita Router gGmbH Wald- und Naturkindergärten stellt klar, dass hierfür die langfristige Ausfinanzierung von KiTa Alltagshelfenden und zwingend nötig ist. „Eine erziehende Person auf 25 Kinder ist nicht tragbar. Wir brauchen dringend mehr Personal.“
„Die Politik soll mal zeigen, was für Kinder drin ist“, resümiert Jürgen Großer von Familienbande e.V., nachdem er detailliert auflistete, an welchen Ecken überall Mängel vorzuweisen sind. Er fordert zusätzliche 4 Milliarden Euro jährlich von der Landesregierung für die KiTas in NRW, um die von der Wissenschaft vorgegeben Qualitätskriterien vollumfänglich zu erfüllen. Diese sollen auch in die Unterstützung von Erzieher*innen durch fest angestelltes und langfristig finanziertes Verwaltungspersonal gehen. Außerdem schließt er sich der Forderung von den KiTa Leitungen im Raum an, dass die KiTa Alltagshelfer, die aktuell an KiTas Abhilfe schaffen, verstetigt und langfristig ausfinanziert werden müssen.
SPD- Landtagsabgeordneter und familienpolitischer Sprecher Dr. Dennis Maelzer stellte fest, dass die vom Land NRW angedachten 100 Millionen Euro als finanzielle Unterstützung für die KiTas ein Tropfen auf einem heiß-glühenden Stein sind. Den gestellten Anforderungen würden sie nicht ansatzweise Genüge tun. Am Ende wären es 12.000€ pro Kita in NRW, die bei dem Vorschlag herumkommen würden. „Wenn wir es ernst nehmen mit unseren Kindern, dann müssen wir in sie investieren. Konsequent und ohne Wenn und Aber“, so Dr. Dennis Maelzer.
Landrat Markus Ramers stimmt seinem Kollegen zu und ergänzt: „Die Arbeit der Beschäftigten in den KiTas im Kreis ist unglaublich wertvoll. Es wird aber in Zeiten von Personalmangel immer schwieriger für sie, sich den Kindern so zu widmen, wie sie es gerne würden. Das heißt, wir müssen vor allem mehr Fachkräfte gewinnen, um den akuten Stress zu mindern. Deshalb wollen wir als Kreis die Ausbildung weiter vorantreiben und den Bildungsgang Kinderpflege zukünftig auch am Berufskolleg in Kall anbieten.“
Die SPD-Kreistagsfraktion und SPD Euskirchen bedanken sich bei allen Teilnehmenden für das Kommen und den spannenden Austausch. „Jetzt geht es für uns an die Arbeit zu schauen, was wir im Kreis selbst anpacken können, um Abhilfe zu leisten und den Finger in die Wunde zu legen. Klar ist, das Land muss dringend handeln,“ so Annegret Lewak.