SPD veranstaltete Podiumsdiskussion mit NRW-Integrationsstaatssekretär Thorsten Klute
Kall/Kreis Euskirchen. Der schulischen und beruflichen Bildung fällt eine Schlüsselrolle bei der Integration von Flüchtlingen im Kreis Euskirchen zu. Darin waren sich alle Podiumsgäste einig. Zum vierten Mal hatte die SPD im Kreis Euskirchen eingeladen, um – im Rahmen ihrer Themenreihe – über die Flüchtlingspolitik zu diskutieren. „Nachdem die meisten Flüchtlinge untergebracht worden sind, beginnt erst die eigentliche Herausforderung. Denn die Integration dieser Menschen wird darüber entscheiden, ob wir die aktuelle Flüchtlingsbewegung erfolgreich meistern werden oder nicht“, betonte Emmanuel Kunz, Vorsitzender der SPD Kall und Moderator des Abends, die Bedeutung dieses Themas.
Ehrengast der Veranstaltung war dieses Mal der NRW-Integrationsstaatssekretär Thorsten Klute, der zu Beginn der Veranstaltung die bildungspolitischen Eckpunkte des Integrationsplans der Landesregierung schilderte. „Wir stellen in NRW zur besseren Integration 5.766 zusätzliche Lehrkräfte ein. Wir stärken die kommunalen Integrationszentren für eine gelingende Integrationsarbeit vor Ort. Und wir schaffen so genannte Brücken-Kindertagesstätten, in denen Kinder von Flüchtlingen betreut werden. Oft sind diese Kinder durch die grauenvollen Erlebnisse in ihrer Heimat traumatisiert und brauchen spezielle Betreuung“, fasste Klute einige Punkte des NRW-Integrationsplans zusammen.
Neben Klute auf dem Podium saß Manfred Poth, Allgemeiner Vertreter des Landrats im Kreis Euskirchen, der den „status quo“ der Flüchtlingssituation im Kreis referierte: Laut Poth lebten derzeit 2.800 Flüchtlinge im Kreis. Darunter 150 Kinder unter drei Jahren und 200 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren. Von den 2.800 Flüchtlingen kämen 1.300 aus unsicheren Herkunftsländern (Syrien, Irak, Iran, Eritrea). Poth lobte das NRW-Integrationsprogramm bei dem der Kreis vor zwei Jahren als einer der ersten Kreise Hilfen beantragt habe und aus dem nun 5,5 Stellen in der Integrationsarbeit finanziert würden. „Für die Registrierung der Flüchtlinge wollen wir beim Land anfragen, ob wir im Kreis eine Registrierungsstelle einrichten können, damit die Flüchtlinge nicht zur Registrierungsstelle in Burbach reisen müssen.“ sagte Poth.
Als weiterer Podiumsgast erläuterte Josef Weingarten, Leiter des Jobcenters Euskirchen, die Arbeit des „Integration-Point“, der beim Euskirchener Berufsbildungszentrum eingerichtet wurde. Im „Integration-Point“ werden die Aufgaben des Jobcenters und der Arbeitsagentur gebündelt mit den Aufgaben der Ausländerbehörde, des Kommunalen Bildungs- und Integrationszentrums (KoBIZ) und
der Sozialämter in den Kommunen des Kreises. „Dies führt zu einer Beschleunigung der zahlreichen Formalitäten, die bei der Eingliederung der Flüchtlinge nötig sind“, so Weingarten. „Wir sind allerdings nur für die Flüchtlinge zuständig, die auch gute
Bleibeperspektiven haben. Wir hoffen, dass wir durch das angekündigte Integrationsgesetz mehr Unterstützung bekommen werden. In den letzten acht Wochen haben wir 300 Flüchtlinge aufgenommen, von ihnen haben 100 Anspruch auf Arbeitslosengeld-II“, so Weingarten. Es seien Qualifizierungsmaßnahmen organisiert worden und es würden in Kürze Alphabetisierungskurse in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule starten.
Während Klute, Poth und Weingarten hauptsächlich durch Verwaltungsaufgaben mit der Flüchtlingshilfe beschäftigt sind, saß mit der Gymnasiallehrerin Kristina Klinkhammer, die internationale Förderklassen unterrichtet, auch jemand auf dem Podium, der tagtäglich mit Flüchtlingen arbeitet. Klinkhammer: „An unserem Gymnasium in Rheinbach unterrichte ich die Flüchtlingskinder erst in Kleingruppen. Danach werden die Kinder zeitweise in größeren Klassen unterrichtet.“ Die Flüchtlingskinder hätten kaum Sprachkenntnisse, stünden oft noch unter den Eindrücken der schrecklichen Erlebnisse aus ihren Heimatländern und könnten zunächst mit dem System Schule nur wenig anfangen. „Viele Flüchtlingskinder zeigen enormes Engagement. Deutsch, eine eher schwierig zu lernende Sprache, lernen sie auch außerhalb der Schule und an den Wochenenden freiwillig“, berichtete Klinkhammer. Wichtig sei allerdings, dass die Integration auch nach Schulschluss weitergehe, zum Beispiel in Sportvereinen.
Kunz fasste als Fazit am Ende der Diskussion zusammen, dass der Ansturm der Flüchtlinge und die damit verbundenen Herausforderungen in der Integrationsarbeit verhältnismäßig gut bewältigt worden seien. „Es bleibt aber noch eine Menge Arbeit zu tun, die es in der kommenden Zeit engagiert zusammen anzupacken gilt“, stellte Kunz abschließend fest.