Die Aufnahme von Asylsuchenden und Flüchtlingen funktioniert in Kall schon sehr gut. "Aber wir müssen noch besser werden", so SPD-Sozialexperte Karl Vermöhlen (Bild:privat). GESELLSCHAFT Gute Noten für Kaller Ausländerbetreuung durch die Vertreterin des Flüchtlingsrates Nordrhein-WestfalensKall. "Es werden weitere Flüchtlinge in großer Zahl auf uns zukommen", lautete die Botschaft der Vertreterin des Flüchtlingsrates NRW aus Bochum, die im Kaller Sozialausschuss über die Entwicklung der Flüchtlingssituation berichtete. Auf Antrag der Kaller Grünen hatte die Verwaltung desweiteren Vertreter der Kirche, des Jugendmigrationsdienstes Euskirchen und der Caritas zu der Sitzung eingeladen, um Bericht zu erstatten.In einer ausführlichen Sitzungsvorlage hatte die Verwaltung die derzeitige Situation in der Gemeinde dargelegt. Seit 2009 habe sich die Zahl der Asylbewerber in Kall verdoppelt. Derzeit lebten in der Gemeinde 30 Ausländer, die einen Asylantrag gestellt hätten. Dabei handele es sich überwiegend um männliche Personen aus 19 verschiedenen Nationen. 14 Asylsuchende seien derzeit in gemeindeeigenen und 16 in privaten Wohnungen untergebracht. Damit habe die Gemeinde Kall ihre Aufnahme-Quote zu 100 Prozent erfüllt.Gemeinnützige ArbeitenEine direkte Betreuung der Ausländer durch Mitarbeiter der Gemeinde Kall erfolge nicht, jedoch besuchten viele von ihnen einen in Kall auf ehrenamtlicher Basis durchgeführten Sprachunterricht. Dort würden ihnen neben der deutschen Sprache auch Regeln des Alltags vermittelt, wie Mülltrennung oder Einhalten der Nachtruhe. In Kall würden die Asylbewerber auch für einfache gemeinnützige Arbeiten eingesetzt, wobei dies freiwillig oder auf eigenen Wunsch erfolge.Von den Gastreferenten bekam die Gemeinde Kall gute Noten. So wurde die Unterbringung in privaten Unterkünften positiv bewertet, weil dies ein erster Schritt zur Integration sei. Ein positives Signal sei auch der Sprachkurs auf ehrenamtlicher Basis, denn die meisten Flüchtlinge hätten ein großes Bedürfnis nach Integration.Wichtig sei aber eine soziale Betreuung, für die das Land einen Anteil von 4,5 Prozent der Fördersumme vorsieht, die sie für die Unterbringung von Flüchtlingen an die Kommunen zahlt. Die Asylsuchenden müssten eine Anlaufstelle haben, wo sie Hilfe bei der Wohnungssuche oder etwa bei Behördengängen fänden. "Viele Asylbewerber kommen traumatisiert zu uns", berichtete Ingrid Schiffer vom Migrationsdienst der Caritas in Euskirchen.FDP-Fraktionsvorsitzender Dr. Manfred Wolter fand es bedauerlich, dass sich Asylverfahren über Jahre hinziehen. Der Landesanteil für die soziale Betreuung der Flüchtlinge sei zu gering. "Was die Gemeinde für die Aufnahme von Flüchtlingen an Landesmittel bekommt, reicht hinten und vorne nicht aus", so Wolter. Unterfinanzierte Aufgaben würden einfach auf die Kommunen abgeschoben. "Die Leute finden bei uns eine vernünftige Bleibe, obwohl es immer schwieriger wird, Wohnraum zu finden", sagte Bürgermeister Herbert Radermacher. Auch er beklagte, dass die finanzielle Ausstattung für diese Aufgabe völlig unzureichend sei.Karl Vermöhlen (SPD) erinnerte an die moralische Verpflichtung, Flüchtlinge aufzunehmen. Vor 60 Jahren seien die Deutschen auch auf die Hilfe der Menschen in anderen Ländern angewiesen gewesen. "Wenn jemand aus seiner Heimat flüchtet hat er seinen Grund dazu und tut das bestimmt nicht gern" gab Vermöhlen zu bedenken. Es zeichne die Gemeinde aus, dass sie so viele Asylsuchende in privaten Wohnungen habe unterbringen können. "Aber wir müssen noch besser werden", so der SPD-Sozialexperte.