Wohin die Reise gehen soll, war schon im Kreisausschuss für Wirtschaftsförderung im August einstimmig bei Enthaltung der UWV und der Linkspartei entschieden worden. Die Daseinsvorsorge bei Strom, Gas und Wasser wollen Kreis und Kommunen zukünftig in einer kreisweiten Gesellschaft selbst übernehmen. Gesellschafter sollen die Kreiskommunen, der Kreis und die RWE werden. Um dies zu ermöglichen reduzieren die beiden letztgenannten, die bislang jeweils 50 Prozent der Anteile an der Energie Nordeifel GmbH & Co. KG (Ene) halten, ihre Beteiligung auf jeweils ein Drittel. Die dadurch frei gewordenen Anteile werden den Kommunen zum Kauf angeboten. Doch zu welchem Preis? Das war die einzige Frage, über die im Kreistag über anderthalb Stunden lang heftig gestritten wurde.Die außerplanmäßige Sitzung war zunächst nur einberufen worden, um über eine regionale Strukturreform zu debattieren. Im August war man noch davon ausgegangen, dass der Kreistag in diesem Jahr nicht mehr zusammentreten würde. Die Fraktionsvorsitzenden von CDU, SPD, FDP und Grünen hatten die notwendige Zustimmung des Kreistags durch ihre Unterschriften per Dringlichkeit ersetzt, um dennoch in diesem Jahr die Weichen stellen zu können.Über die Zweckmäßigkeit der gemeinsamen Daseinsvorsorge wurde nicht kontrovers diskutiert, als es um die Absegnung der Dringlichkeitsentscheidung ging. Hier scheinen, wie im Kreistag zu vernehmen war, mittlerweile alle elf Kreiskommunen mit ins Boot zu wollen – auch Weilerswist, Zülpich und Euskirchen, die bislang noch als "Abtrünnige" galten.UWV-Fraktionschef Franz Troschke waren aber "Ungereimtheiten" bei der Begutachtung des Unternehmenswertes der Ene aufgefallen, von dem abhängig ist, wie viel die Kommunen für ihren Einstieg bezahlen müssen. Troschke räumte allerdings ein, dass man schon ein "dreiwöchiges Seminar besuchen muss, um das Gutachten begreifen zu können". In dem jüngsten Gutachten ist von 48,5 Millionen Euro die Rede, die Rendite der Gesellschafter läge bei ansehnlichen fünf bis sechs Prozent per anno."Entsetzt und empört"Mit der dreifachen Verzinsung des Preises für die Übernahme der Anteile könnten die Kommunen rechnen, wenn es bei dem vor drei Jahren auf 18,9 Millionen Euro taxierten Ene-Wertes geblieben wäre. Eine Steigerung um 154 Prozent in dieser kurzen Zeitspanne sei nicht nachvollziehbar, sagte Wulf-Dietrich Simon (UWV). Er sei "entsetzt und empört" über das Verhalten der Kreisverwaltung. Kreiskämmerer Ingo Hessenius hatte das in der Tat für Laien kaum begreifliche zweite Gutachten verteidigt, das aufgrund veränderter Daten absolut nachvollziehbar sei. Simon zweifelte das Ergebnis der Expertise indes an. Es gehe vorrangig um die Bedienung der RWE, die als "Profiteur" aus der Sache hervorgehe.Des Landrats allgemeiner Vertreter Manfred Poth verwahrte sich gegen diese Vorwürfe. Die Attacken der UWV stießen auch bei allen Politikern anderer Couleur auf Widerspruch. Uwe Schmitz (SPD) bezeichnete die Anwürfe als "dreist und frech". Mit Unverständnis reagierten die anderen Fraktionen, als sich die UWV der Stimme enthielt. Alle anderen Abgeordneten gaben der Verwaltungsvorlage ihren Segen.