Die Hauptforderungen der Partei: „Demokratisieren, sozialisieren, entwickeln“ (Foto: Elke Sabiel) Mit Hilfe der SPD wird am 19. April 1973 in Bad Münstereifel die Sozialistische Partei Portugals gegründet.Zur sozialdemokratischen Erzählung im 150. Gründungsjahr gehört ihr praktischer Internationalismus. Schon den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV) und die Sozialdemokratische Arbeiterpartei prägte, dass nicht wenige Mitglieder ihrer Führung nach 1848 im europäischen Exil gelebt hatten. Das Sozialistengesetz von 1878 bis 1890 lehrte dann die junge Partei, welch große Bedeutung die internationale sozialistische Gemeinschaft für das politische Überleben haben kann. Trotz der nach dem Fall des Sozialistengesetzes fortbestehenden Unterdrückung entwickelte sich die SPD zum Zufluchtsort für verfolgte Sozialisten. Sie half den aus dem zaristischen Russland geflohenen Sozialisten, wie zum Beispiel Rosa Luxemburg.SPD vergaß nicht ihr eigenes ExilNach 1933 sind es dann wiederum deutsche Sozialdemokraten, die Hilfe benötigen, als sie vor den nationalsozialistischen Verfolgungen ins Ausland fliehen müssen. Kann sich der Exilvorstand mit den geretteten Mitteln auch lange über Wasser halten, bleiben Tausende auf Hilfe aus den Bruder- und Schwesterparteien angewiesen. In Dänemark, Norwegen und Schweden, in Frankreich, in Belgien, Luxemburg und den Niederlanden, in der Schweiz, bis 1938 in der Tschechoslowakei, in Großbritannien. Die SPD vergaß diese Hilfe nicht, hatte doch ein beachtlicher Teil ihrer Nachkriegspolitiker ihr das Überleben zu verdanken: Willy Brandt, Wilhelm Hoegner, Max Brauer, Erich Ollenhauer, Waldemar von Knoeringen, Marie Juchacz und hunderte mehr.Gelegenheit zum Zurückzahlen dieser Solidarität sollte es in den 1950er und 60er Jahren geben. Hans-Jürgen Wischnewskis Unterstützung des algerischen Unabhängigkeitskampfes, die Hilfe für die nach dem Obristenputsch aus Griechenland geflohenen Demokraten. Schließlich in den 1970er Jahren das politische Asyl für die Chile-Flüchtlinge.Eine Besonderheit bleibt die Hilfe bei der Rückkehr zur Demokratie in Portugal und Spanien. Es waren lange Diktaturen gewesen, die Anfang der 1970er Jahre bröckelten. Der Wandel schien absehbar.Überraschend kam der Zusammenbruch der portugiesischen Diktatur nach 48 Jahren am 25. April 1974. Zwar vermittelt die Gründung der Sozialistischen Partei Portugals am 19. April 1973 in Bad Münstereifel den Eindruck, dass sie schon mit dem Blick auf das Ende der Diktatur erfolge. Tatsächlich entstand sie, weil die SPD den Zusammenschluss der auf viele Orte in Europa zersplitterten Oppositionsgruppen forderte. Wollte man den Sozialisten helfen, dann musste es eine gemeinsame Partei geben.Willy Brandt half Mario SoarezOhne diesen Zusammenschluss hätten die Sozialisten deutlich mehr Probleme gehabt, sich in den verwirrenden Revolutionsjahren zu behaupten, denn die Kommunisten hatten im Untergrund ihre Organisation bewahrt, und sie verfügten über reiche Mittel aus den sozialistischen Ländern.Die SPD half mit Rat und Tat. Willy Brandt unterstützte Mario Soares, den Führer der portugiesischen Sozialisten umfassend, damit er international Statur gewinnen konnte. Und mit Millionen wurden Parteiaufbau und erste Wahlkämpfe gefördert, jahrelang in die Ausbildung von Parteifunktionären investiert. Denn nach Jahrzehnten der Diktatur fehlte es an allem, vor allem an politisch geschulten Funktionären.Dass durch jahrelange Hilfe die Festigung der portugiesischen Demokratie gelang, bleibt auch ein Ruhmesblatt in der Geschichte der deutschen Sozialdemokratie. Dass die SPD bald darauf diese Unterstützung auch in Spanien leistete, vergrößert dieses weitsichtige Engagement.Leider ließ sich diese strategische Hilfe für den Aufbau der Demokratien in Osteuropa nicht wiederholen, was der Europäischen Union wachsende Probleme beschert. Links:Artikel des Kölner Stadtanzeiger von 2008 zur Gründung der Portugiesischen Sozialistischen Partei (PS) in Bad Münstereifel am 19. April 1973