Treuebekenntnis der CDU zur Großen Koalition im Kreistag sorgt für überraschende Reaktionen MICHAEL SCHWARZEIFELLAND. Muss die CDU im Kreis Euskirchen derzeit mit dem "führungsschwächsten Vorsitzenden" seit 30 Jahren leben? SPD-Kreis-Chef Uwe Schmitz jedenfalls sieht das so. Damit reagiert der Kaller auf eine Äußerung des CDU-Kreisparteichefs Detlef Seif vom vergangenen Freitag. Seif erklärte, früher sei Schmitz für die CDU "ein Wadenbeißer" gewesen, seitdem aber CDU und SPD im Kreistag eine Listengemeinschaft bildeten, sei Schmitz "zahm".Uwe Schmitz zahm? Von wegen. Sanftmut mag im "richtigen" Leben ein Kompliment sein, nicht aber in der Politik, schon gar nicht vom Gegner. Mit voller Breitseite widerlegte Schmitz gestern eindrucksvoll die Bewertung seiner Person durch Seif: "Hätte die CDU einen stärkeren Vorsitzenden, wäre die Koalition erst gar nicht in Frage gestellt worden", so Schmitz. "Herr Seif soll erst mal vernünftige Arbeit in Berlin abliefern", erklärte Schmitz in Richtung des Bundestagsabgeordneten. Seif solle nicht Vertragstreue innerhalb der Koalition mit Sanftmut verwechseln. Der CDU hingegen gratulierte Schmitz zu dem Beschluss, die Koalition mit der SPD nicht aufzulösen, wie es der Stadtverband Bad Münstereifel zunächst gefordert hatte: "Bei der CDU hat die Vernunft gesiegt." Und wo Schmitz die Vernunft bei den Christdemokraten beheimatet sieht, macht er auch deutlich: "Mit der Kreistagsfraktion arbeiten wir gut zusammen."Für Hans Reiff, Chef der FDP im Kreistag, kam die Entscheidung des CDU-Kreisparteitags wenig überraschend. "Ich bin doch Realist", so Reiff. Er habe sich nicht ausgemalt, bald als Koalitionspartner der CDU mehr Macht und Verantwortung zu erhalten. "Der SPD und Herrn Schmitz kann ich nur gratulieren", sendet Reiff ein etwas vergiftetes Kompliment an die Koalitionspartner.Schmitz habe gut verhandelt, was Posten und Inhalte angehe, findet Reiff. "Die CDU hat reichlich Federn lassen müssen." Da sei der Posten des stellvertretenden Landrats, der mit dem SPD-Mann Hans Schmitz besetzt wurde, zu nennen, aber auch die teuren Beschlüsse wie den Einstieg in den Ausstieg bei Kindergartengebühren. "Wir sind auch für gebührenfreie Kindergärten", stellt Reiff klar, "doch der Kreis hat dafür zurzeit kein Geld." Wenn schon Geld ausgeben werden müsse, dann für die Betreuung der ganz Kleinen, um spätere Schäden zu vermeiden.Überraschend nahmen viele Christdemokraten den Besuch der Grünen-Kreis-Chefin Nathalie Konias beim Parteitag auf. "Das war rein privat, aus persönlichem Interesse", so Konias. Besucher seien ja willkommen gewesen. Und was hält sie vom CDU-Beschluss, die Koalition mit der SPD fortzusetzen? "Die CDU hat ein Problem elegant gelöst."Rundschau, 23.11.2010