SPD-Landtagskandidat Uwe Schmitz spricht von einem Skandal / Offener Brief: »Sie rufen damit braune Geister« / Dr. Pesch: »Historische Dokumentation« Nazi-Kunst vor den Toren Vogelsangs? Gegen die Werner Peiner-Ausstellung, die am Samstag, 19. Mai, um 11 Uhr im KunstForumEifel in Gemünd eröffnet werden soll, regt sich heftiger Widerstand – und zwar sowohl im Internet, als auch auf der Straße. »Keine Nazi-Kunst in die Eifel« lautet der Slogan auf einem Button, der imsozialen Netzwerk »facebook« von immer mehr Usern geteilt wird. Mit den Worten »Klare Ansage und klare Aussage« teilt übrigens auch derAachener Städteregionsrat Helmut Etschenberg dieseForderung.GEMÜND (MN). Sehr deutliche Worte findet derSPD-Landtagskandidat Uwe Schmitz zur Peiner-Ausstellung: »Ich halte es für einen Skandal, dassdiese Ausstellung gemacht wird.« Dr. Dieter Pesch als Ausstellungsgestalter habe letzte Woche noch erklärt, Peiner habe der Nazi-Ideologie nie abgeschworen.Schmitz: »An einen solchen Künstler, der weiterhin von Alt- und Neonazis hofiert wird, durch diese Ausstellung zu erinnern und ihn damit wieder salonfähig zu machen, ist falsch.«Es sei daher auch ein falsches Zeichen an die Rechten und Neonazis in unserer Republik. Er sei froh, dass das Eifeler Bündnis gegen Rechts eindeutig Position bezogen habe.Otto PankokUwe Schmitz gegenüber dem Schleidener WOCHENSPIEGEL: »Mir schaudert’s,wenn ich bedenke, dass in Vogelsang gerade eine Ausstellung zu Otto Pankok war, der im Widerstand zu den Nazis stand, und jetzt, wenige Kilometer weiter, ein Nazi-Künstler ein Forum erhält.«Ähnlich äußerte sich übrigens auch Eva Pankok,Tochter des von den Nazis verfolgten Malers OttoPankok, in einem Zeitungsinterview mit dem »KölnerStadtanzeiger«. Darin lautet ihre Botschaft an die Ausstellungsmacher:»Ich würde ihnen raten, diese Ausstellung nicht zu machen.« Sie habe nur »Schreckliches von Peiner gesehen und gehört«.»Sie spielen mit Feuer. Sie rufen damit braune Geister, die uns alle bedrohen und die wir nicht mehr los werden.« So lautet die Mahnung in einem Offenen Brief, den Franz-Josef Mörsch für das »Bündnis Eifel-gegen-Rechts« und der evangelische Pastor Christoph Ude für das »Eifler Bündnis gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt« gemeinsam verfassten. Man verfolge seit Monaten »mit wachsender Sorge und Unverständnis,dass Kulturveranstalter damaligen Nazi-Künstlern in Gemünd […] Podien verschaffen«.Laut Angela Kalnins, Landtagskandidatinvon Bündnis 90/Die Grünen, war Werner Peiner ein Künstler, der unter den Nazis groß und populär geworden ist. Sicher nicht wegen der künstlerischen Qualität seiner Werke, sondern ausideologischen Gründen.Dass er danach in der Versenkung verschwunden sei,gebe wiederum neben den künstlerischen Ursachenauch den Blick auf seine verbohrte Haltung frei, die er nach dem Ende des Dritten Reichs nicht aufgegeben habe.EwiggestrigeAngela Kalnins: »Daher ist es höchst zweifelhaft,ob man diesem Künstler wieder zu Bekanntheit undRuhm verhelfen soll, was die Peiner-Ausstellung mitSicherheit erreichen wird.« Mit der Ordensburg Vogelsang habe der Kreis Euskirchen eine schwere historische Bürde zutragen. Immer wieder versuchten Neonazis und andere Ewig-Gestrige den Ort für ihre Zwecke zu nutzen. Kalnins: »Nun, mit der Ausstellung in Gemünd, werden sie ein neues Ziel für ihre Verehrung finden.«Als Gegenpol zur Peiner-Ausstellung im »Kunst-ForumEifel« ist zeitgleich die Aktion »Kunst der Eifel « geplant. Mit Musik, Kunstwerken und Lesungen sollen die Themen Faschismus und Ausgrenzung in den Mittelpunkt gestellt werden. Für den Ausstellungsgestalter Dr. Dieter Pesch war »von Anfang an eine historische Dokumentation über die Person des Malers beabsichtigt.« Sie sollte dessen Verstrickung in den Nationalsozialismus und seine Funktion als Propaganda-Maler des NS-Staats untersuchen. Das sei von den meisten Kritikern nicht zur Kenntnis genommen worden.TransparenzUnterstützung erhält Dr. Pesch vom FDP-Landtagskandidaten Dr. Ingo Wolf, für den Demokratie von Transparenz und Aufklärung lebt: »Gerade auch die dunklen Seiten der Geschichte gehören in das Blickfeld. Insofern ist es konsequent, die Frage nach Verführung und Verführbarkeit in allen gesellschaftlichen Bereichen und damit auch in der Kunst zu thematisieren.«Der WOCHENSPIEGEL hatte auch eine Stellungnahme vom CDU-Landtagskandidaten Klaus Voussem erbeten, die jedoch bis zum Redaktionsschluss nicht vorlag.