SPD-Kreistagsabgeordneter Thilo Waasem (Bild: privat). Waasem will verhindern, dass Gymnasialfonds im Landeshaushalt verschwindetBAD MÜNSTEREIFEL. Die Sache ist durchaus pikant. Ein Genosse aus der Provinz fährt seinen Parteifreunden in Düsseldorf mächtig an den Karren. Die Rede ist vom SPD-Kreistagsabgeordneten Thilo Waasem, der gegen die Pläne der rot-grünen Landesregierung, den Gymnasialfonds Münstereifel aufzulösen, mobil macht."Es kann nicht sein, dass das Vermögen, das zur Förderung des St.-Michael-Gymnasiums gebildet worden ist, im Schwarzen Loch des Landeshaushalts verschwindet", wettert Waasem. Wenig erfreut ist auch die Stadt Bad Münstereifel, die jetzt prüft, ob sie gegen das Land klagt (siehe Kasten).Beim Fonds handelt es sich, so Waasem, um ein dem Land NRW treuhänderisch anvertrautes Vermögen in Höhe von 3,6 Millionen Euro, das im 17. und 18. Jahrhundert zur Finanzierung der Schulbildung am Michael-Gymnasium gebildet wurde. Er bestehe aus Barvermögen sowie Grundstücken, etwa dem sogenannten Schulwald. Laut Waasem sollen das Land NRW nach Auflösung des Fonds 60 Prozent und das Erzbistum Köln die restlichen 40 Prozent der Millionensumme erhalten. Die Stadt Bad Münstereifel als Schulträger würde indes leer ausgehen. Der Genosse aus der Kurstadt hat inzwischen das Schul- und Finanzministerium in Düsseldorf sowie mehrere Landtagsabgeordnete angeschrieben. Er fordert die Adressaten auf, von der Auflösung des Fonds Abstand zu nehmen.Waasem: "Die Beteiligung des Erzbistums Köln an der geplanten Fonds-Auflösung würde zu dem absurden Ergebnis führen, dass das in direkter Konkurrenz zum städtischen St.-Michael-Gymnasium stehende erzbischöfliche St.-Angela-Gymnasium durch das Erzbistum Köln von der Auflösung des Fonds profitiert." Der ursprünglich Begünstigte würde hingegen in die Röhre schauen. Für die Kurstadt als Träger des Gymnasiums stelle die historische Bausubstanz der Schule eine große finanzielle Herausforderung dar. "Angesichts der finanziellen Situation der Stadt Bad Münstereifel ist eine Auflösung des Fonds, ohne dass die Kurstadt daran beteiligt wird, inakzeptabel", so Waasem weiter.Der SPD-Mann schlägt daher vor, zumindest einen Teil der Summe in eine für die Trägerschaft des Gymnasiums zweckgebundene städtische Stiftung zu überführen. So würde der ursprünglichen Zweckbindung des gestifteten Vermögens in Teilen Rechnung getragen. Waasem sieht das Land nicht zuletzt wegen der bedeutsamen Jesuitenbibliothek der Schule in der Pflicht. —STADT PRÜFT KLAGELaut Stadtsprecherin Marita Hochgürtel fußt der Gymnasialfonds in der Trägerschaft der Schule durch den Jesuitenorden.Der Fonds habe den damaligen Schulbetrieb gesichert. Bis 1999 habe auch die Stadt Bad Münstereifel daraus jährliche Investitions-Zuschüsse in Höhe von zuletzt 10 000 Mark erhalten. Als das Land NRW das Gymnasium 1973 per Gesetz an die Stadt übertragen habe, sei zwar das Grundstück, aber nicht die ehemaligen Pfründe in deren Besitz übergegangen.Dagegen habe die Stadt in den 90er Jahren geklagt, um auch die Grundstücke zur Schulfinanzierung zu erhalten – allerdings ohne Erfolg. Hochgürtel: "Wegen des komplexen Sachverhalts bedarf es einer fachjuristischen Unterstützung bei der Klärung der Erfolgsaussichten einer etwaigen neuerlichen Klageerhebung." Sobald dies geklärt sei, werde unter Beteiligung der politischen Gremien eine Entscheidung getroffen. (pws)