Landtagskandidaten auf den Zahn gefühlt PODIUMSDISKUSSION: Schüler des St.-Nikolaus-Stiftes diskutierten kompetent und intensiv mit den Politikern VON TIM NOLDEN Zülpich-Füssenich. Für viele Schüler des Berufskollegs St.-Nikolaus-Stift in Füssenich ist die kommende Landtagswahl die erste Wahl, bei der sie ein Kreuzchen für eine Partei und einen Kandidaten machen können. Um den Schülern bei der Entscheidungsfindung zu helfen, organisierte Oberstudienrat i.E. Klaus Drothbohm eine Podiumsdiskussion mit den Kandidaten des Wahlkreises 8 – Euskirchen I. Im Gespräch mit Klaus Voussem (CDU), Uwe Schmitz (SPD), Dr. Ingo Wolf (FDP), Angela Kalnins (Grüne) und Thomas Bell (Linke) konnten die Schüler ihre Kandidaten näher kennenlernen und sich ein Bild von den Themen der Landtagswahl machen. Moderiert wurde die Veranstaltung von André Albert und Beneditte Macana, beide Schüler des Berufskollegs. Sie gaben den Kandidaten Themen vor und holten von jedem ein Statement ein, an dem sich, je nach Thema, eine Diskussion entzündete. Des Öfteren brachten sich auch die Schüler in die Diskussion ein und fühlten den Politikern auf den Zahn. Das geschah besonders dann, wenn die Themen die jungen Menschen direkt betrafen. Dazu gehörte die Ausbildungsabgabe, die für Unternehmen erhoben werden soll, die nicht genügend Ausbildungsplätze anbieten. Klaus Voussem bekräftigte hier, dass Unternehmen dazu gebracht werden müssten, auch über den Bedarf hinaus auszubilden, und jene, die zu wenig in dieser Richtung tun, mit einer Steuer belegt werden sollten. Angela Kalnins stimmte dem zu, beklagte aber, dass die Kommunen als gutes Beispiel vorangehen müssten. Das sei für die Kommunen im Nothaushalt aber nicht möglich, da sie häufig nicht mehr einstellen und ausbilden dürfen. Dr. Ingo Wolf hingegen versuchte den jungen Wählern Mut zu machen, schließlich spiele der demographische Wandel ihnen zu; sie würden als gut ausgebildete Kräfte ohne Probleme eine Stelle finden. Eine Steuer für Unternehmen ohne Ausbildungsplätze ist für Wolf nicht denkbar. Die Unternehmen seien zum Teil durch die Krise so sehr belastet, dass sie die Last weiterer Steuern nicht mehr schultern könnten. Ganz anders sah das Thomas Bell. Wenn die Ausbildung durch die Unternehmen nicht gesichert werden könne, müsse eben der Staat ran, so Bell. Diese Ausbildung solle dann über Abgaben von ausbildungsunwilligen Unternehmen finanziert werden. Uwe Schmitz widersprach Wolf und erklärte die Maßnahmen der aktuellen Regierung für nicht zielführend. Viele Jugendliche ohne Job würden durch weitere Schulungen und Ausbildungen nur auf das Wartegleis gestellt, ohne eine Perspektive zu gewinnen. Er sprach sich ebenfalls für die Ausbildungsabgabe aus. Als besonders heißes Eisen stellte sich die Diskussion um die ÖPNV-Anbindung der Füssenicher Schule dar. Die Schüler wünschten sich, dass die Schule an die Schnellbusverbindung zwischen Düren und Euskirchen angebunden werden solle. Einzig FDP-Mann Wolf überschlug sich hier nicht mit Versprechungen, das Problem persönlich angehen zu wollen. Er erklärte, dass man auf dem Land nicht dieselbe Verkehrsanbindung wie in Großstädten erreichen könne und somit eben mehr auf das Auto angewiesen sei. Auch die Studiengebühren stellten für die jungen Wähler ein wichtiges Thema dar. Während CDU und FDP ganz klar auf den Gebühren beharrten, plädierten die anderen Parteien für die Abschaffung. Selbst der Fünf-Jahres-Plan, den Uwe Schmitz vorschlug, war Thomas Bell zu langfristig. Wenn es nach ihm ginge, würden die Gebühren gleich am 10. Mai abgeschafft, so der Kandidat der Linken. Nach dem Abschluss der Diskussion zeigte sich Schulleiter Norbert Paffendorf zufrieden mit dem Verlauf der Veranstaltung: "Das war eine gesunde Diskussion, die auch von den Schülern kompetent geführt wurde."