POLITIK Der SPD-Gesundheitsexperte fordert ein generelles Umdenken im Gesundheitswesen VON JOACHIM SPROTHEN Mechernich. Kreiskrankenhaus-Geschäftsführer Dr. Hans Rossels gab sich am Freitag im Konferenzraum seiner Klinik selbstbewusst: "Wir haben keine Probleme." Aber was nicht ist, kann noch werden. Zumindest dann, wenn die CDU/FDP-Bundesregierung ihre gesundheitspolitischen Vorstellungen durchsetzt, wie Prof. Karl Lauterbach, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD, prophezeite. Lauterbach benannte ein Schreckgespenst, das den Kliniken arg zu schaffen machen könnte: Die geplante "Kopfpauschale", die die bisherigen Krankenkassenbeiträge ersetzen soll, werde die kommunalen Krankenhäuser zum "Sparblock" machen. Der Staat müsse bei sozial Schwachen mit Steuermitteln in Höhe von rund 35 Milliarden Euro unterstützend eingreifen – Tendenz steigend. Steuererhöhungen seien politisch nicht durchsetzbar, vor allem die FDP wolle ihre Wählerschaft nicht vergraulen. Und das Konzept von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP), bei den Pharmakonzernen Rabatte herauszuschlagen, sei "einfach nur traurig". Lauterbach: "Die haben die Preise für Medikamente jetzt schon um 12,5 Prozent erhöht, um sich später auf Preisnachlässe einzulassen." Es bleibe also nur noch die Leistungsreduzierung bei Krankenhäusern zum Stopfen der Finanzlöcher übrig. Es sei denn, die SPD komme wieder ans Ruder. Seine Partei wolle eine Bürgerversicherung, bei der starke Schultern größere Lasten zu tragen hätten als schwache. Auf Nachfrage gab Lauterbach auch eine Antwort auf den drohenden Hausärztemangel. Im Gesamtkreis sei das Verhältnis von Hausärzten zu Einwohnern zwar ausreichend, das Zahlenmaterial nutze aber unterversorgten Gemeinden wenig. Den Kommunen sei bei der Ermittlung des Ärztebedarfs ein weit größeres Mitspracherecht einzuräumen. Und: "Das Honorar für Ärzte muss dem Bedarf folgen." Sprich: Landärzte müssten besser entlohnt werden. Den für die Zulassung von niedergelassenen Ärzten und die Verteilung der Gelder zuständigen Kassenärztlichen Vereinigungen sei es nicht gelungen, dieses Problem zu lösen. Lauterbach: "Das muss jetzt gesetzlich geregelt werden." Stadtanzeiger, 01.05.2010