Von MICHAEL SCHWARZ aus der Kölnischen Rundschau vom 22. März 2013Schwangerschaftsverhütung: Neuer Fonds soll Bedürftigen helfen – 12 000 Euro bereitgestelltKREIS EUSKIRCHEN. Der Kreistag hat einen Fonds eingerichtet, um bedürftigen Bürgern in Notlagen eine langfristige Verhütung zu ermöglichen.12 000 Euro will der Kreis Euskirchen in diesem Jahr dafür bereitstellen. Damit kam der Kreistag dem Antrag der beiden Beratungseinrichtungen "Frauen helfen Frauen" und "donum vitae" nach.Nur ein Teil der FDP-Fraktion stimmte dagegen, weil das Thema Schwangerschaftsverhütung keine Kernaufgabe des Kreises sei. "In den Beratungsstellen erleben wir immer wieder, dass Familien mit geringem Einkommen das Geld zur Finanzierung einer sicheren und langfristig wirkenden Verhütung nicht aufbringen können", schreiben die beiden Beratungseinrichtungen in ihrem gemeinsamen Antrag.Mit dem Geld sollen die Kosten für Sterilisationen bei Frauen und Männern (sie wirkt dauerhaft und kostet zwischen 300 und 700 Euro), Kupferspirale (sie wirkt drei bis fünf Jahre verhütend und kostet zwischen 100 und 200 Euro), Implantat (wirkt etwa drei Jahre und kostet 250 bis 350 Euro) und Hormonspirale (wirkt etwa fünf Jahre und kostet 250 bis 350 Euro) aufgebracht werden."Bei Bezug von Hartz IV ist es nicht möglich, eine Bezuschussung zur Familienplanung zu erhalten", teilen "Frauen helfen Frauen" und "donum vitae" mit.Ziel sei es, das ungeborene Leben zu schützen, Schwangerschaftskonflikte zu vermeiden und die Sozialausgaben für den Kreis Euskirchen zu verringern."Wir werden erstmals einen Verhütungsfonds einrichten, um bei Notlagen in Familien sicherzustellen, dass dort, wo aus unterschiedlichen Gründen der Familienzuwachs reguliert werden muss, dies aus eigenen Mitteln aber nicht geschafft wird, regulierend eingegriffen werden kann", so SPD-Fraktionschef Uwe Schmitz. —Aus dem Kölner Stadtanzeiger vom 22. März 2013KommentarZur Einrichtung eines VerhütungsfondsEntscheidung mit WeitsichtHEIKE.NICKEL@MDS.DEIn Zeiten, in denen der Rotstift oftmals im sozialen Bereich angesetzt wird, ist es mehr als erfreulich, dass sich der Kreistag nahezu einhellig und vor allem mit Weitsicht für die Einrichtung eines Verhütungsfonds entschieden hat. 12 000 Euro sind auch für den finanziell arg gebeutelten Kreis kein Pappenstil, langfristig wird sich diese Investition aber sicher auszahlen.Der eigentliche Skandal ist, dass Kosten für Schwangerschaftsabbrüche bei Frauen mit geringem Einkommen anstandslos übernommen werden, Kosten für die Verhütung hingegen nicht. Schön, dass der Kreis Euskirchen hier nun ein Zeichen setzt. Das tut auch seinem Image als familienfreundlicher Kreis sicherlich gut. Eine gelungene Familienplanung impliziert auch, dass die Ressourcen der bereits bestehenden Familien nachhaltig gestärkt werden.—VON HEIKE NICKEL aus dem Kölner Stadtanzeiger vom 22. März 201312 000 Euro für Familienplanungsfonds bereitgestelltKREISTAG Politiker segneten jährlichen Zuschuss abKreis Euskirchen. In den Beratungsstellen von "Frauen helfen Frauen" und "Donum Vitae" ist das Problem seit Jahren bekannt: Immer wieder geraten Frauen mit geringem Einkommen in Schwangerschaftskonflikte, weil das nötige Geld für sichere und langfristig wirkende Verhütungsmittel fehlt. Vor allem seit Einführung von Hartz IV sind Kosten von mehreren hundert Euro – beispielsweise für eine Kupfer- oder Hormonspirale, ein Implantat oder die Sterilisation bei Männern oder Frauen – für diese Klientel nicht aufzubringen.2011 hoben die beiden Beratungseinrichtungen deshalb mit Hilfe der Bürgerstiftung, die 15 000 Euro zur Verfügung stellte, einen Familienplanungsfonds aus der Taufe. In den 15 Monaten von Mai 2011 bis August 2012 konnte 55 Familien mit der Teilfinanzierung einer langfristigen Verhütung geholfen werden. Die Klientinnen und Klienten müssen bei Bewilligung ihres Antrags einen Eigenanteil von 50 bis 75 Euro leisten.Als nun in der jüngsten Sitzung des Kreistages am Mittwoch der Antrag auf ständige Einrichtung eines Familienplanungsfonds mehrheitlich abgesegnet wurde, war die Freude aufseiten der beiden Beratungsstellen groß. Jährlich stehen nun 12 000 Euro zur Verfügung, jede Beratungsstelle wird mit 6000 Euro ausgestattet, um Bedürftige bei der Familienplanung zu unterstützen. "Wir können gleich loslegen, es stehen bereits Klienten auf der Warteliste", freute sich Hedi Leuer vom Verein "Donum Vitae", die einmal mehr betonte, dass der Bedarf im Kreis Euskirchen groß sei.Abrechnung mit ÄrztenDie Antragsteller, unter ihnen nicht nur Frauen, sondern auch etliche Männer, müssen nachweislich über ein geringes Einkommen verfügen, dessen Bemessungsgrenze sich nach der der Bundesstiftung "Mutter und Kind" richtet. Das Geld wird aber nicht an die Klienten ausgezahlt, sondern es wird direkt mit den behandelnden Ärzten und Krankenhäusern oder Apotheken abgerechnet.Auch in den Kreisen Aachen, Rhein-Erft, Rhein-Sieg sowie der Stadt Bonn haben sich Verhütungs- oder Familienplanungsfonds etabliert. "Bei jungen, alleinerziehenden Müttern führt eine ungewollte Schwangerschaft oft zu Ausbildungsabbrüchen und der langfristigen Zementierung von Hartz IV", so die Organisatorinnen. Bei Familien mit mehreren Kindern, die bereits von Transferleistungen leben, verschärfe ein weiteres Kind die oftmals vorhandene Überforderung.