Bürgermeister-Kandidatin will frischen Wind ins Kaller Rathaus bringenWAHLEN. Am Donnerstagabend wurden Gerüchte zur Gewissheit: Mit 36 Ja-Stimmen wurde die Kaller Tierärztin Petra Kanzler (54) einstimmig von SPD und FDP zur Bürgermeister-Kandidatin gekürt. Sie tritt im November gegen den amtierenden Bürgermeister Herbert Radermacher (60) an, der bereits angekündigt hat, wieder kandidieren zu wollen.In der Versammlung wurde bereits vor der geheimen Abstimmung ein bisschen Wahlkampf gemacht. Der Steinfelder Oswald Thurn sagte, Kanzler sei eine starke Persönlichkeit, die sich gerne engagiere. Sie habe Talent im Umgang mit Menschen, sei authentisch, mutig und aufrichtig. "Diese Eigenschaften fehlen dem Amtsinhaber völlig", kritisierte er. Und Willi Hermanns war es wichtig, herauszustellen, dass es sich nicht um eine Alibi-Kandidatin handele. Er fragte daher Kanzler, ob sie sich diese Herausforderung zutraue. Die Tierärztin bestätigte, das sei der Fall, sie wolle unbedingt gewinnen. Falls sie siege, werde sie ihre Praxis aufgeben.Verwaltung soll offener werdenDie 1958 in Leverkusen geborene Tierärztin hatte in Kall nach ihrem Studium 1986 mit einer Studienkollegin eine Tierarztpraxis gegründet, die heute noch besteht. Sie hat zwei Söhne, 25 und 23 Jahre alt, und eine Tochter von elf Jahren, die das Steinfelder Gymnasium besucht. Sie sei im Hermann-Josef-Kolleg Elternpflegschafts-Vorsitzende, sagte sie. Im beruflichen Bereich sei sie Kammervertreterin für den Bereich Euskirchen und Kreisstellenvorsitzende von bis zu 90 Tierärzten im Kreis.Vor über 20 Jahren habe sie mit Gleichgesinnten den Tierschutzverein Kall gegründet. Gemeinsam mit Mitstreiterinnen habe sie zudem den Verein "Frauen für Kall" gegründet. Später sei die Kaller Tafel aufgebaut worden. Und man habe Spielplätze besichtigt und kritisch unter die Lupe genommen. Das trage Früchte, ab September werde ein Generationen-Spielplatz in der Auelstraße aufgebaut.Seit zwei Legislaturperioden sei sie als sachkundige Bürgerin für die FDP im Sozialausschuss tätig und habe im Kaller Energieteam mitgearbeitet. Als Tierärztin und engagierte Bürgerin könne sie Bürgermeisterin werden. Sie habe das Ohr am Puls der Bevölkerung und höre, wo der Schuh drücke. Derzeit herrsche eher Stillstand in Kall. Sie wolle frischen Wind ins Rathaus bringen. Gefördert werden müssten die mittelständische Wirtschaft und die ortsnahe Versorgung. Probleme im Jugendbereich könnten hoffentlich mit dem Aufbau eines Jugendcafés angegangen werden.Sie regte ebenfalls die Bildung eines "Hundetreffpunktes" an. Wichtig seien ihr auch Kunst und Kultur. Vielleicht könne man eine Art Kunstakademie etablieren, da man viele engagierte und fähige Künstler im Ort habe. Die Verwaltung müsse offener werden, Anfragen von Bürgern zeitnaher beantwortet werden. Junge Familien sollten weiter gefördert werden, damit die Schulen gefüllt blieben.Der Rundschau erläuterte Fraktionschef Erhard Sohn, warum die SPD auf einen eigenen Kandidaten verzichtet. "Eigentlich hatten wir sogar zwei", sagte er. Doch einer, Uwe Schmitz, habe sich entschieden, Beigeordneter zu werden, der andere, Karl Vermöhlen, habe zwar seine Bereitschaft erklärt, doch stünden ihm berufliche Gründe im Weg. Der Chefarzt habe, wozu er vertraglich verpflichtet gewesen wäre, nicht rechtzeitig einen Nachfolger etablieren können. Wäre er Bürgermeister geworden, wäre eine hohe Konventionalstrafe fällig gewesen. "Wir hatten keinen mehr, der die Voraussetzungen hätte erfüllen können." Deshalb habe die FDP das Ruder übernommen.