Skepsis gegenüber Koalition – Emmanuel Kunz als Juso-Vorsitzender wiedergewähltKREIS EUSKIRCHEN. "Wir Jusos wollen eigene Wahlkreise und gute Listenplätze. Das wollen wir im Kreis und auf Lokalebene durchsetzen", gab sich Emmanuel Kunz, Vorsitzender der Jusos im Kreis Euskirchen, bei der Mitgliederversammlung im Haus der Lebenshilfe in Euskirchen selbstbewusst. Die Jusos hätten die SPD im Bundestagswahlkampf sehr unterstützt und im vergangenen Jahr viel gearbeitet, argumentierte der 22-Jährige Kaller vor seinen jungen Genossen.In vielen Ortsvereinen des Kreises Euskirchen arbeiteten Jusos bereits in den Vorständen mit und träten in eigenen Wahlkreisen an. "Acht SPD-Mitglieder im Juso-Alter sind in den Kreisvorstand gewählt worden", so Kunz.Im "Juso-Alter" sind Mitglieder zwischen 14 und 35 Jahren. Eines von ihnen steht der Kreis-SPD seit September als Vorsitzender vor: der 27-jährige Markus Ramers. Zuvor hatte er das Amt des Juso-Kreisvorsitzenden inne. "Fordert die Listenplätze. Ihr habt das Recht dazu", erklärte er in seiner ersten Ansprache als SPD-Kreisvorsitzender vor den Jusos."Aber Jugend alleine ist kein Qualitätsmerkmal. Das musste ich auch feststellen. Ich musste liefern." Unter anderem berichtete Ramers vom Bundesparteitag "Es weiß ja inzwischen jeder, dass ich da war. Ich hatte einen verdammt blöden Platz", meinte er grinsend hinsichtlich seines unbeabsichtigten "Auftritts" in der ZDF-Satiresendung "heute-show". Schnell kam er auf das Thema große Koalition: "Das ist kein großer Wurf. Es gibt deutliche Abweichungen von unserem Wahlprogramm." Die Themen Bürgerversicherung und der Gesundheitsbereich seien komplett rausgefallen.Im Bereich der erneuerbaren Energien gebe es eher einen Rückschritt. Es sei jedoch nicht das Verständnis der SPD, alle Vorstellungen in den Vertrag zu bringen. Man habe den Auftrag, die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern."Aber wollen wir wirklich den ersten Schritt in Richtung Mindestlohn verpassen, weil wir den Koalitionsvertrag nicht wollen?", fragte er. Emmanuel Kunz forderte die Jusos auf: "Schaut euch den Vertrag an und geht nicht mit zu hohen Erwartungen ran." Auch er sehe den Vertrag nicht als "großen Wurf". Mindestlohn und doppelte Staatsbürgerschaft, zwei Themen, die den Jusos wichtig seien, seien allerdings enthalten. Allerdings sei der Vertrag auch ein deutliches Bekenntnis zur Pkw-Maut. Insgesamt werde die große Koalition bei den Jusos eher kritisch gesehen."Sowohl ein negatives als auch ein positives Votum bringt das Land nicht zum Wackeln", sieht Kunz dem Mitgliederentscheid gelassen entgegen. Bei den Vorstandswahlen wurde Emmanuel Kunz von den 20 anwesenden Mitgliedern in seinem Amt als Vorsitzender bestätigt. Komplettiert wird der Vorstand durch die stellvertretenden Vorsitzenden Helena Vitt und Dustin Gemünd, Geschäftsführerin Anika Lünebach, den stellvertretenden Geschäftsführer Kevin Gemünd und Schriftführer Patrick Schöneborn.Zu Beisitzern wurden all diejenigen Jusos gewählt, die Interesse an der Vorstandsarbeit bekundeten: Helena Belke, Berfin Demir, Franziska Dissemond, Andrea Hecker, Michael Jäger, Fabian Köster-Schmücker, Hannah Kunz, Chiara Melchioretti, Dustin Möhrer, Fabian Nowald, Timo Poensgen und Leonie Seidler. —JUSOFORDERUNGENFür den Kommunalwahlkampf haben die Jusos eigene Forderungen aufgestellt. So müsse trotz sinkender Schülerzahlen das Bildungsangebot erhöht werden, vor allem in Form integrativer Schulformen.Sekundarschulen in kooperativer Form dürften nur eine Übergangslösung sein. Außerdem solle eine Bezirksschülervertretung gegründet werden. Schulen sollen nach Ansicht der Jusos Angebote außerhalb der Lerninhalte ausbauen – etwa in Form stärkerer Kooperationen mit Vereinen, verpflichtender Sanitätskurse und erweiterten EDV-Angeboten.Weiter fordern die Jusos Verbesserungen im ÖPNV. Alle politischen Jugendorganisationen sind als Übergangslösung für die Einrichtung einer Nachtbus-Verbindung von Köln in die Eifel, der sonntagmorgens gegen 2.30 Uhr von Köln nach Kall fährt.Auch eine flächendeckende DSL-Breitbandversorgung im Kreis steht auf der Liste. Aufgrund der Nähe zu Köln sollen im Kreis Euskirchen Studentenwohnheime gebaut werden, um somit dem Wohnungsmangel in Köln entgegenzuwirken und die Attraktivität des Standortes Euskirchen zu erhöhen.Ebenso wird der Bau von barrierefreiem Wohnraum, Seniorenheimen und alternativen Wohnideen fürs Alter gefordert. Ebenso steht die Vernetzung von Informationen über Freizeitangebote sowie der Ausbau der Angebote auf der Agenda. (mjo)—VERDRÄNGUNG"Ihr glaubt gar nicht, wie sehr ich mich freue, mal in junge Gesichter zu sehen", eröffnete Josef Schleser seine kurze Ansprache vor den Jusos. "Ich bin jetzt 66 Jahre alt und freue mich, wenn ihr mich verdrängt", so der Fraktionsvorsitzende der SPD im Euskirchener Stadtrat.Schleser wurde von den Euskirchener Genossen auf Listenplatz eins für die Kommunalwahl in der Kreisstadt aufgestellt. Den Fraktionsvorsitz werde er übernehmen, "falls sich niemand anderes findet". Vor den Jusos erklärte er, dass er sein Mandat etwa in der Mitte der kommenden Ratsperiode abgeben werde. "Ich kandidiere noch einmal, weil ich gebeten wurde", so Schleser gegenüber der Rundschau.Auch Leo Pelzer werde "mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit" die kommende Ratsperiode nicht vollständig ausfüllen. "Gerade bei uns beiden verbinden die Leute die Wahlkreise zunächst einmal mit uns als Personen. Das wollen wir ausnutzen, um möglichst viele Stimmen zu bekommen", sagte Schleser. (mjo) Links:2013-12-02 KStA-Artikel "Jusos im Kreis – Jusos sind gegen Koalitionsvertrag"