Eine Alternative für die geschlossene Notdienstpraxis Schleiden? (Bild: Franz-Albert Heinen) Von MICHAEL SCHWARZ aus der Kölnischen Rundschau vom 02. März 2013Schließung der Notdienstpraxis Schleiden – Kreis soll vermittelnKREIS EUSKIRCHEN. Am vergangenen Samstag hatte Dr. Manfred Wolter reichlich Stress: Beim 24 Stunden-Notfall-Fahrdienst saß der Kaller Arzt sechs bis sieben Stunden im DRK-Auto, in dem er 300 Kilometer durch die Eifel zu den Patienten gefahren wurde. Dazu eine Reihe von Anrufen – teils mitten in der Nacht. Dass der Notfalldienst für die niedergelassenen Ärzte im Südkreis kein Quell steter Freude ist, liegt auf der Hand. Doch war es angemessen, unter anderem zur Entlastung der Ärzte die Notdienstpraxis am Schleidener St.-Antonius-Krankenhaus zu schließen, wie es die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Ende Januar getan hat? Ist es den Bürgern zuzumuten, zur Notdienstpraxis am Mechernicher Kreiskrankenhaus zu fahren?Dr. Sabine Dirhold, gesundheitspolitische Sprecherin der CDU-Kreistagsfraktion, hält es für eine "Zumutung", wenn eine Mutter mit ihrem an einer Mittelohrentzündung leidenden Kind erstmal 50 Kilometer fahren müsse. Dirhold: "Und wir Eltern kennen das ja: So was passiert ja gerne am Wochenende."Die Mitglieder des Gesundheitsausschusses hatten am Donnerstag großen Klärungsbedarf. Da traf es sich gut, dass Dr. Wolter, der Kreisvorsitzende der Ärztekammer, als sachkundiger Bürger ohnehin Mitglied des Ausschusses ist. Seine Situation war schnell klar: Allein gegen alle.Denn auch das Schleidener SPD-Kreistagsmitglied Winfried Hergarten zeigte sich erbost. "Wir haben aus der Presse die ganze Wahrheit erfahren", kritisierte er die Informationspolitik der KV. In der Bevölkerung komme das nicht gut an. "Ich frage mich, ob das Wohl der Ärzte oder das der Patienten im Vordergrund steht", so Hergarten.Dr. Wolter wehrte sich: 52 niedergelassene Ärzte seien im Südkreis für den Notdienst zuständig, achtmal im Jahr müssten sie jeweils entweder im Fahrdienst oder in der Notdienstpraxis arbeiten. "Die Ärzte im Südkreis werden immer weniger und die wenigen immer älter", gab Wolter zu bedenken.Es werde immer schwieriger, Nachfolger für Praxen zu finden, wenn so häufig Notdienste anfielen. Im Nordkreis müssten die Ärzte "keine sechs Dienste im Jahr" verrichten, erläuterte Dr. Wolter die Gerechtigkeitslücke, die durch den Wegfall der Schleidener Notdienstpraxis zum Teil geschlossen werden sollte – zumal der Notdienst auch wirtschaftlich für die Ärzte eher ein Zuschussgeschäft darstelle. Denn nur noch wenige Patienten hätten die Schleidener Praxis aufgesucht.Wulf-Dietrich Simon (UWV) konnte er damit nicht besänftigen: "Es gibt viele Berufe, bei denen es nicht geht, negative Dinge einfach so abzustellen." Hier gehe es auch um moralische Fragen, so der Strempter: "Einfach zu schließen, ist zu billig."Doch wie heftig trifft die Schließung die Patienten? "Ja, wir haben ein Problem in Hellenthal", konzidierte Dr. Wolter. Die Bürger aus der Gemeinde hätten nun nach Mechernich einen weiteren Weg als bisher nach Schleiden. Doch auch sie seien versorgt: "Dann müssen wir öfters mit dem Fahrdienst dorthin fahren", so Wolter, der versuchte, die Relationen aus seiner Sicht zurechtzurücken: In der Woche seien die Hausarztpraxen 135 Stunden geschlossen, die Notdienstpraxis in Schleiden sei 23 Stunden in der Woche geöffnet gewesen.An deren Schließung werde "die medizinische Versorgung im Kreis nicht zugrunde gehen", so Wolter, der aber auch damit die Skepsis der Politiker nicht verringern konnte. Wenn die Südkreis-Bürger nun die Praxis in Mechernich aufsuchten, stiegen dort die Wartezeiten für Patienten und der Stress für die Mediziner, befürchtet Dr. Sabine Dirhold: "Das Risiko von Diagnostik- und Behandlungsfehlern steigt dadurch."Wie geht's nun weiter? Manfred Poth, der Allgemeine Vertreter des Landrats, will eine Lösung mit allen Beteiligten finden. So könnte eine Übernahme des Notdienstes durch das Schleidener Krankenhaus in Betracht gezogen werden. Aber auch das ist nicht ganz problemlos: Der Gesetzgeber fordert eine Trennung von stationärer und ambulanter Behandlung. So dürfen Krankenhaus-Ärzte weder Rezepte noch Krankschreibungen vornehmen. Nur, wenn ihnen das durch eine Sonderregelung erlaubt würde, wäre das Krankenhaus bereit, die Notdienstpraxis zu übernehmen, erklärte gestern der Geschäftsführer des Krankenhauses, Theo Korth. Er habe dies der KV in Düsseldorf schriftlich mitgeteilt – und warte nun gespannt auf eine Antwort.