Aus der Kölnischen Rundschau 24.09.2012 Kreis-SPD widmete sich der Eingliederung von Menschen mit Behinderungen in Schule und BerufVon JOHANNES MAGEREUSKIRCHEN. Bei einem Sonderparteitag im Euskirchener "Casino" nahm sich die Kreis-SPD intensiv des Themas "Inklusion" an. Seit März 2009 ist die UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland rechtskräftig. So können nun Eltern behinderte Kinder an Regelschulen anmelden. Das Thema betreffe aber nicht nur Schulen und Kindergärten, stellte der SPD-Kreisparteivorsitzende Uwe Schmitz klar. So seien auch barrierefreie Jobs etwa für Telefonisten einzurichten, um Menschen mit Behinderung einen Arbeitsplatz zu bieten.Hilfe der Politik angemahntDies findet auch Renate Hendricks, die schulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion. "Eine Arbeit zu haben, ist ein wesentlicher Faktor dafür, ob man glücklich ist oder nicht", erklärte sie. Dies habe gerade erst die sogenannte "Glücksstudie" gezeigt. Es gebe in Europa Länder, die bei der Eingliederung von Menschen mit Behinderung viel weiter seien als Deutschland. "Veränderungsprozesse machen Angst. Diskussionen werden oft emotional, manchmal auch unsachlich geführt." Als Grundlage der Inklusion nannte sie einen Wandel im Umgang mit behinderten Menschen hin zur Wertschätzung der Verschiedenheit. "Die Paralympics sind zwar kein Beispiel für Inklusion, doch sie zeigen, dass Menschen mit Behinderung mehr leisten können, als wir es ihnen zutrauen." Das Gesetz gehe von einem Umbau hin zum inklusiven Schulsystem aus. "Es ist aber nicht daran gedacht, alle Förderschulen aufzulösen." Sie schätze, dass 70 Prozent der betroffenen Schüler künftig an Regelschulen unterrichtet werden. Die Lernerfolge dort seien besser als an Förderschulen. "Wir werden einen langen Weg der Veränderungen gehen. Wir können heute nicht sagen, wo wir in fünf bis zehn Jahren genau stehen", schloss Hendricks.Gut vorbereitet war Uwe Schmitz, selbst Vater einer behinderten Tochter. Er stellte den Beteiligten einer Gesprächsrunde klare Fragen – und erhielt ebensolche Antworten. "Schade, dass jetzt alles im Schweinsgalopp durchgeführt wird. Die Menschen sind noch nicht so weit", bedauerte Andrea Luxenburger-Schlösser (St.-Nikolaus-Schule, Kall). Wolfgang Schmitz von der Astrid-Lindgren-Schule in Schleiden widersprach jedoch der Aussage, dass in Förderschulen weniger gute Lernerfolge erzielt würden und verwies auf die hohe Zahl der ehemaligen Schüler seiner Einrichtung, die in Lohn und Brot stünden. Einige der Podiumsteilnehmer bemängelten die fehlende Hilfe bei der Einführung der Inklusion: "Seit zwei Jahren höre ich, es wird was kommen. Aber bislang wurde wenig, um nicht zu sagen nichts getan", so Heinrich Latz (Hermann-Josef-Kolleg Steinfeld). "Das Problem liegt in der Realität", so auch Rolf Emmerich (Lebenshilfe HPZ Zülpich). "Die Lehrer an Gymnasien sind nicht ausgebildet, damit umzugehen. Dann wendet man sich an Behörden, führt ein Telefonat nach dem anderen und bekommt keinen Ansprechpartner. Es kommen keine Hilfen, die von der Politik versprochen wurden." Und dann käme die Frage der Pädagogen an die Direktoren: "Überfordert ihr uns nicht?" Emmerich: "Wir wollen den Weg gehen. Aber dazu brauchen wir die Hilfe der Politik."