Kühn-Mengel (SPD) schafft es "im Schlaf" in den BundestagKREIS EUSKIRCHEN. Was für eine Nacht, welch ein Wechselbad der Gefühle. Und dann auch noch dieses Happy End. Gestern Morgen um 6 Uhr hat Helga-Kühn-Mengel die Nachricht erreicht: Sie ist wieder Mitglied des Deutschen Bundestags.Zu dieser Morgenstunde stand ihr Name schon auf der Homepage des Hohen Hauses – als Abgeordnete der SPD in der 18. Legislaturperiode. Irgendwann zwischen Mitternacht und 5 Uhr morgens waren die Würfel zugunsten der Brühlerin gefallen. Als sie gestern Morgen nach kurzer Nacht aufwachte, war sie wieder MdB. Der Wahlkreis 92 (Kreis Euskirchen plus Erftstadt, Brühl und Wesseling) wird also weiterhin durch zwei Abgeordnete vertreten: Detlef Seif (CDU) bleibt, Gabriele Molitor (FDP) geht, Helga Kühn-Mengel (SPD) kehrt zurück. Was wenige Stunden zuvor noch als nahezu ausgeschlossen galt, wurde doch wahr: Der wenig aussichtsreiche Platz 28 auf der Reserveliste der nordrhein-westfälischen SPD, mit dem die 66-Jährige auf dem Landesparteitag der SPD bedacht worden war, hat gezogen. Das Comeback ist geglückt, vergessen die bitteren Stunden von 2009, als der negative Bundestrend für die SPD und ein schlechter Listenplatz die damalige Patientenbeauftragte der schwarz-roten Bundesregierung aus dem Parlament wehten.Auch in diesem Jahr war Kühn-Mengel über ihren Listenplatz alles andere als glücklich. Doch die wenigen Direktmandate, die die SPD in NRW errang, sorgten dafür, dass die Liste bis Platz 29 gezogen hat, um dem Zweitstimmen-Ergebnis gerecht zu werden. "Ich bin also als Vorletzte hineingekommen", sagte Kühn-Mengel gestern Morgen.So wird sie heute nach Berlin fliegen, um der Fraktionssitzung beizuwohnen. In den Räumlichkeiten kennt sie sich aus, einige bekannte Gesichter wird sie wiedersehen – von 1998 bis 2005 war sie zunächst in Bonn, dann in Berlin Bundestagsabgeordnete. "Ich war aber in den vergangenen vier Jahren auch häufig in Berlin", erklärte Kühn-Mengel. Als Ehrenamtlerin – etwa bei der Arbeiterwohlfahrt oder bei einem Dachverband im Gesundheitswesen – habe sie die Kontakte in die Hauptstadt immer gepflegt, so die Brühlerin. Eine Wohnung habe sie dort allerdings nicht mehr, da werde sie sich etwas suchen müssen.Die Chance, dass sie in den Gesundheitsausschuss kommen werde, sei ganz gut: "Ich habe mich dafür beworben." Als ehemalige Patientenbeauftragte in der Zeit der Großen Koalition von 2005 bis 2009 könne sie in diesem Bereich mit Erfahrungen und Kompetenz aufwarten.So ging auch der Wunsch von Franz Müntefering in Erfüllung. "Wenn ein Vernünftiger geht, muss eine Vernünftige kommen", erklärte der ehemalige Bundesparteichef in der vergangenen Woche in Zülpich. Er selbst trat ja nicht mehr an.In den höchsten Tönen lobte auch der inzwischen verstorbene ehemalige SPD-Bundestagsfraktionschef Peter Struck Helga Kühn-Mengel. "Sie hat in der Fraktion und für die Fraktion tolle Arbeit geleistet", sagte Struck bei einem Besuch der Bad Münstereifeler Kurt-Schumacher-Akademie im August 2012.Da stand noch gar nicht fest, dass Kühn-Mengel überhaupt im Wahlkreis 92 kandidieren würde. Die damals 38-jährige Melanie Taprogge wollte ebenfalls für die SPD ins Rennen gehen, doch Kühn-Mengel gewann die Kampfabstimmung – auch dank der Unterstützung der Kreis Euskirchener Sozialdemokraten. Bei denen herrschte gestern große Freude über Kühn-Mengels Last-Minute-Einzug in den Bundestag.Markus Ramers, der am Samstag neuer Vorsitzender der Kreis-SPD werden möchte, zeigte sich gestern Morgen hellauf begeistert: "Das hat die Helga verdient."Von ihrem Einzug in den Bundestag werde auch die SPD vor Ort profitieren. "Wir haben wieder ein Wahlkreisbüro", so Ramers. Vier Jahre war das nicht der Fall. Auch im Landtag ist die Kreis Euskirchener SPD nicht vertreten, nachdem der Noch-Vorsitzende Uwe Schmitz als Direktkandidat 2012 gescheitert war. —WECHSELBAD DER GEFÜHLEHelga Kühn-Mengel und die SPD zwischen Hoffen und Bangen. Der Ablauf der Ereignisse:Sonntag, 18.30 Uhr: Helga Kühn-Mengel gratuliert Wahlkreis-Gewinner Detlef Seif (CDU).18.44 Uhr: Zusammen mit Wahlverliererin Gabriele Molitor (FDP) schaut sie auf den Fernsehbildschirm. Es scheint, als würden beide nicht in den Bundestag einziehen.20.38 Uhr: SPD-Kreisvize Thilo Waasem dankt Kühn-Mengel für den "engagierten Wahlkampf". Sie dankt den Genossen, die sie in diesem Wahlkampf ganz toll unterstützt hätten: "Ich danke euch." Es klingt wie ein wenig wie Abschied, denn sie sagt auch: "Ich glaube nicht mehr, dass das noch klappt."23.45 Uhr: Kurz vor Redaktionsschluss hört die Rundschau noch mal nach. "Ich habe gerade gehört, dass die Liste doch bis weit in den 20er-Bereich ziehen könnte." Tags drauf erklärt sie: "Zu diesem Zeitpunkt habe ich gedacht, vielleicht rücke ich dann in der Legislaturperiode noch nach."Montag, 6 Uhr: Helga Kühn-Mengel sitzt im Wagen, als das Handy mehrfach den Eingang von Kurznachrichten (SMS) meldet. Sie hält an, schaut nach: Gleich mehrere Freunde und Bekannte gratulieren zum Einzug in den Bundestag. "Da wusste ich: Es hat doch noch geklappt." (sch)— Links:2013-09-24 KStA-Artikel zur Bundestagswahl 2013 "Doch zu zweit nach Berlin" Impressionen zum Wahlabend 2013 in den Räumen der SPD-Kreistagsfraktion Euskirchen finden Sie hier:2013-09-22 Wahlabend Bundestagswahl 2013