Ein ganz besonderes Begrüßungskomitee wartete am Montagnachmittag auf die Besucher und Teilnehmer des "Talk im Forum", der vom Bund der Gewerkschaften (DBB) veranstaltet wurde. Vertreter der Partei "Die Linke" demonstrierten friedlich vor dem City-Forum und ließen sich auch vom Schneegestöber nicht vertreiben. Drinnen stellten sich die Landtagskandidaten von CDU, SPD, FDP und Grüne vor. Draußen bibberte Thomas Bell, Kandidat der Linken. Er durfte nicht an der Runde teilnehmen, da Euskirchens DBB-Chef Hans Burggraf, so sagte er es, lediglich Kandidaten der in Fraktionsstärke im Landtag vertretenen Parteien eingeladen hatte. Das ist die Linke nicht: Für diese Gruppierung sitzt nur Rüdiger Sagel, der 2007 von den Grünen zu den Linken wechselte, als Einzelkandidat im Plenum.Je sechs Minuten hatten Angela Kalnins (Grüne), Uwe Schmitz (SPD), Klaus Voussem (CDU) und Dr. Ingo Wolf (FDP) Zeit, um den mehr als 70 Gästen die Schwerpunkte ihrer politischen Arbeit darzulegen. Anschließend sollten sich die Kandidaten zu bestimmten Themen und Fragen des Publikums äußern.Den Anfang machte Landes-Innenminister Wolf. Kurz und knapp und in weit weniger als sechs Minuten wucherte er mit den Pfunden. "Unter der jetzigen Landesregierung sind 8000 neue Lehrer eingestellt worden, die Zahl der Polizisteneinstellungen wurde verdoppelt, die Wirtschaft ist wieder in Schwung gekommen. Wir sind aber noch nicht am Ziel: Wir wollen an die Bundesländer, die im Vergleich besser dastehen, herankommen."Einziger Neuling im Landtags-Wahlkampf ist Euskirchens CDU-Fraktionschef Klaus Voussem. Schwerpunkte seines Programms sind Arbeit, Bildung und Mobilität. Voussem will Arbeitsplätze schaffen und erhalten, im Kreis etwa durch die LEP-VI-Fläche und im Tourismus-Sektor. In Sachen Bildung plädiert er für mehr Lehrer und weniger Unterrichtsausfall. Außerdem fordert er den Ausbau der Eifelstrecke.Für Unruhe im Publikum sorgte Angela Kalnins mit einigen Aussagen. Besonders die Tatsache, dass sie gegen den Lückenschluss der Autobahn 1 ist, stieß einigen Zuschauern scheinbar übel auf. Ansonsten fordert sie mehr regenerative Energien und weniger Kohle-Kraftwerke, eine Verbesserung des ÖPNV und eine Entlastung der Straßen sowie mehr Geld für den Umweltschutz.Uwe Schmitz berief sich auf seine persönlichen Erfahrungen: aufgewachsen in einer Großfamilie, Familienvater, Rechtsanwalt mit dem Fokus auf Familien-, Arbeits- und Sozialrecht. Schwerpunkte seines Programms sind die Verkehrspolitik, die kostenlose Betreuung ab dem Kindergarten und die Stärkung der Region, etwa durch wichtige Projekte wie Vogelsang und den Ausbau der Autobahn 1.Hielten sich die Kandidaten mit Spitzen gegen die Kontrahenten zu Beginn zurück, wurden sie in der Fragerunde offensiver. Besonders Ingo Wolf gefiel es auszuteilen. Als es um die Einstellung von Lehrpersonal anging, meinte er: "Unter Rot-Grün sind die Lehrer doch alle Taxifahrer geworden, weil man sie nicht wollte." Nicht alle Attacken saßen: So fuhr er die völlig verdutzte Angela Kalnins an, weil sie Windräder auf die LEP-VI-Fläche bauen wollte. Nur hatte die das gar nicht gesagt, überhaupt war davon nie die Rede. Im Gegenteil: Klaus Voussem als Vorredner hatte erwähnt, dass man keine Windräder auf dieser Fläche im Industriepark am Silberberg haben wolle.Relativ allein auf weiter Flur stand Wolf mit seiner Meinung zum Thema Sicherheit. Straftaten seien rückläufig, einige wenige verzerrten das Bild, die NRW-Polizei sei gut aufgestellt. Allerdings gab er auch zu, dass man sich noch verbessern könne. Uwe Schmitz und Angela Kalnins fordern hingegen mehr Polizisten vor Ort. Auch Klaus Voussem schlug in die gleiche Kerbe, als er sagte: "Die Polizei muss präsenter werden."Kontrovers wurde es, als ein Zuschauer die Meinung zur Mennoniten-Schule in Billig hören wollte. "Der Kreis hat da einen Fehler gemacht. Eine Sekte darf keine eigenständige Schule haben", meinte Uwe Schmitz. Angela Kalnins hält die Mennoniten gar für eine "gefährliche Sekte". Klaus Voussem formulierte es freundlicher: "Aus Integrationsgründen bedauere ich die Mennonitenschule, gesetzlich ist sie aber erlaubt."