Es war schon ungewöhnlich, dass CDU-Kreistagsfraktionsgeschäftsführer Bernd Kolvenbach zur Pressekonferenz ausgerechnet in die "Höhle des Löwen" eingeladen hatte. In der Kanzlei des SPD-Kreisparteichefs Uwe Schmitz in Kall verkündeten die Fraktionschefs von CDU und SPD, Josef Reidt und Uwe Schmitz, offiziell, dass sie im Kreistag für die kommenden fünf Jahre eine Listenverbindung eingehen wollen. Letztlich hatten die Wähler die Union gezwungen, sich nach einem Partner umzusehen. Nur noch 23 von 54 Stimmen im Kreistag gehören der CDU. Gemeinsam mit den zehn SPD-Stimmen verfügt die Liste nun über eine gediegene Mehrheit, mit der sich komfortabel Politik machen lässt. Wie diese Politik aussehen soll, kann man in einem von den Partnern unterschriebenen Fünf-Punkte-Papier nachlesen, das die wesentlichen Politikfelder abdeckt. Auffallend im Kapitel "Finanzen/Personal" ist, dass die Personalhoheit für die Dezernenten wieder in den Kreistag verlagert werden soll. Die Hauptsatzung werde entsprechend verändert.Bisher konnte der Landrat auch die Dezernenten, also die Geschäftsbereichsleiter, in eigener Regie ernennen. Nachdem Günter Rosenke der CDU den Rücken gekehrt hat, will die Partei das wieder ändern.Intensive Gespräche Der jetzigen Unterzeichnung der Listenvereinbarung waren zwei Wochen lang recht intensive Gespräche vorausgegangen, bei denen zahlreiche inhaltliche Schnittmengen festgestellt wurden, was laut Reidt eine "vernünftige Zusammenarbeit" erlaubt. Uwe Schmitz konstatierte ebenfalls größere Übereinstimmung mit der CDU als mit der bunten Liste. Das Zweier-Bündnis sei darüber hinaus einfacher zu handhaben. Gleichwohl machte Schmitz keinen Hehl daraus, dass es in seiner Fraktion anfangs eine starke Neigung zu den Bunten gegeben habe.Die Liaison zwischen CDU und FDP scheiterte unter anderem am Zeitplan der Liberalen. Die wollten erst nach der Monatsmitte eine Entscheidung treffen, was für Reidt zu spät war. Die SPD hingegen kam mit klaren programmatischen Vorstellungen und war bereit, sich schnell zu entscheiden.Gestern teilte Uwe Schmitz auch den anderen Fraktionen mit, dass es eine CDU-SPD-Verbindung geben werde. Damit sind die Kleinen nun definitiv auf die Oppositionsbank gerückt. Bereits am Wochenende hatte Reidt im Rahmen einer Kreisvorstandsklausur der CDU in Bitburg über die sich abzeichnende Liaison mit der SPD berichtet. Dabei wurde deutlich, dass der CDU-Kreisparteichef Detlef Seif persönlich aus bundes- und landespolitischen Erwägungen lieber eine Verbindung mit der FDP gesehen hätte, wie er gestern auf Anfrage bestätigte. Seif erwartet in der SPD nach der Wahlniederlage bei den Bundestagswahlen einen deutlichen Linksruck. Daher sei die SPD für ihn nicht der Wunschpartner.Die Bedenken der CDU-Kreistagsfraktion gegen eine Verbindung mit der FDP resultieren nach Einschätzung des Parteivorstandes im Wesentlichen noch aus den Querelen Mitte der 1990er Jahre, als die Liberalen gemeinsam mit den kleinen Parteien den FDP-Mann Dr. Ingo Wolf als Oberkreisdirektor auf den Chefsessel im Kreishaus hoben. Dieser Stachel sitzt bis heute tief.