WAHLKAMPF: Uwe Schmitz (SPD) möchte als starke Vertretung für den Kreis nach Düsseldorf gehen VON F.A. HEINEN Kreis Euskirchen. Uwe Schmitz, Landtagskandidat der SPD für den Wahlkreis 8 (Kreis Euskirchen I), stammt aus bescheidenen Verhältnissen. Der Vater war als Versehrter aus dem Krieg nach Kall zurückgekehrt, die Mutter musste arbeiten gehen, um die Familie mit acht Kindern großzuziehen. Selbst als Sohn Uwe von der Hauptschule zum Hermann-Josef-Kolleg nach Steinfeld wechseln wollte, um das Abitur zu machen, war nicht die Frage, ob er das könne, sondern ob das Geld koste. Urlaub oder ein eigenes Auto kannte die Familie Schmitz nicht. Der Schluss liegt nahe, dass es solche Erfahrungen sind, die ihn zur SPD führten. Da wiederum wird er dem sozialen Flügel zugerechnet. Seine Politik auf Kreisebene und im Kaller Gemeinderat sprechen dafür, dass ihm soziale Themen wichtig sind. Es mag die Erinnerung an die Frage der Mutter gewesen sein, ob das Gymnasium Geld koste, die den seit Jahren als SPD-Kreisparteichef fungierenden Schmitz trieb, als er kürzlich das beitragsfreie dritte Kindergartenjahr im Kreis mit durchsetzte. Nach dem Abitur studierte Schmitz Jura, heiratete als Student und war dann kurze Zeit Rechtsreferendar. Seit 1995 betreibt er eine Anwaltskanzlei in Kall, und es spricht für Kontaktfreudigkeit, dass sein Kanzlei-Partner der Hellenthaler CDU-Politiker Heinz-Willi Junker ist. Heute lebt Schmitz in einem schmucken Haus am Keldenicher Berg, und das Drumherum zeigt, dass sich hier eine aktive Familie eingerichtet hat. Vorne im Garten steht ein alter Mc Cormick-Traktor, dahinter ein Hänger. Schon von der Straße her hört man ein heftiges Gackern und Spektakeln aus dem rückwärtigen Gartenteil. Da watscheln Gänse, Hühner und Enten munter durcheinander. Kandidat Schmitz, der gerade aus der Kanzlei kommt, trägt bei der Ortsbesichtigung im Garten natürlich seinen Anwaltsanzug, die Krawatte parteilos gemustert, aber das rote Parteiabzeichen am Revers. Auf der Weide steht auch noch ein Pferd, das letzte von Dreien, die mal der Familie gehörten. "Reiten und Kutschfahren kommen leider jetzt viel zu kurz", sagt der Politiker. Dabei treibt er beides eigentlich mit Leidenschaft. Die Zeit reicht aber nicht mehr – und schon gar nicht im Wahlkampf. Der Bürotag hat zwischen zehn und zwölf Stunden, "ab 18 Uhr fängt die Politik an". Der Wahlkampf beschäftigt ihn derzeit drei bis vier Stunden täglich. Italienisch-Kursus Wenn mehr Zeit bleibt, liest Uwe Schmitz gerne, von der Moderne bis zur Klassik. Besonders angetan haben es ihm historische Romane. Der Hang zur Antike ist es wohl auch, der ihn dazu treibt, mit 45 Jahren noch einmal die Schulbank zu drücken. Und zwar inzwischen im 5. Semester im Kursus "Italienisch" bei der VHS. Das ist immer am Montagabend, und in der Zeit gibt es für Schmitz "nichts anderes". Die Eifel zu verlassen, ist ihm nie in den Sinn gekommen. Selbst als Student in Bonn hatte er dort keine eigene Bude, sondern fuhr täglich mit der Bahn von zu Hause aus. Er beschreibt sich selbst als "heimatverbunden". Seine Ziele, sollte er in den Landtag kommen: "Ich denke, der Kreis Euskirchen hat endlich wieder eine starke Vertretung in Düsseldorf verdient." Dabei orientiert er sich durchaus auch an Vorbildern bei der Konkurrenz: "Das hat es ja seit Werner Schumacher leider nicht mehr gegeben." Schmitz: "Ich traue mir zu, dafür in Düsseldorf zu malochen." Stadtanzeiger, 27.04.2010