Stolz zeigt Hagen Breitinger seine Medaille (Bild: Heinen) EHRUNG Brandt-Medaille für Hagen BreitingerHellenthal-Unterpreth. Der Begriff Urgestein im Zusammenhang mit der Mitgliedsdauer in Vereinen ist inflationär. Oft haben sich solche Dauer-Mitglieder im Wesentlichen dadurch ausgezeichnet, dass sie nur brav ihre Mitgliedsbeiträge gezahlt haben. Bei Hagen Breitinger, der vor Kurzem zu seiner Tochter in die Eifel gezogen ist, gilt das nicht. Er bekam die Willy-Brandt-Medaille für 50-jährige Mitgliedschaft in der SPD. Zur Verleihung reiste eine Delegation seines bisherigen Ortsvereins aus Stuhr bei Bremen an. Rolf Meyer und Lars Hartwig übergaben ihm Urkunde und Medaille.Der Mann ist tatsächlich Gewerkschafter und Sozialdemokrat durch und durch. Wenn er erzählt, dann ist das, als ob sich ein Buch sozialdemokratischer Nachkriegsgeschichte öffnet. Breitinger berichtet von seinen Jahren bei den Falken und davon, dass er 1963 zwei Bürgen benötigte, um SPD-Mitglied werden zu können. Einer davon war Hans-Jochen Vogel. Otto Brenner, der ehemalige IG-Metall-Vorsitzende, holte ihn als Jugendsekretär der Metallergewerkschaft in den Vorstand. Bald wurde Breitinger Leiter der Abteilung Organisation. Er begleitete als Gewerkschafter die großen Arbeitskämpfe der Zeit, als Politiker die Wahlkämpfe der SPD-Spitzenkräfte. "Das war die schönste Zeit meines Lebens", erinnert er sich. Auch Willy Brandt kannte er gut, ebenso Günter Guillaume, der für die DDR das Kanzleramt ausspionierte. Guillaume war damals Brandts Mann für die Gewerkschaften. Mit CSU-Politiker Franz-Josef Strauß lag Breitinger "in herzlichem Disput". Unter anderem warf er Strauß die hohen Preise für politische Bücher vor. Einige Zeit später wurden solche Bücher subventioniert: "Ab da lasen wir auf Kosten von Strauß die Werke von Marx und Engels." Später wurde er Arbeitsdirektor der Klöckner-Werke in Bremen, damals eines der modernsten Hüttenwerke der Welt.Er erinnert sich an manchen politischen Disput, der auf der Bundesbühne ausgefochten wurde, beginnend bei der Frage der Wiederbewaffnung der Bundesrepublik. Hagen Breitinger ist 72 Jahre alt und genießt mit seiner Frau den Ruhestand im idyllischen Prethtal bei Tochter Andrea, die dort schon lange heimisch ist mit ihrem als Karnevalist regional bekannten Mann Herbert Mirbach.Zur Verleihung der Auszeichnung kam auch der Hellenthaler SPD-Fraktionschef Heinz-Bert Weimbs. Seine fast ein Menschenleben lange politische Erfahrung wird Breitinger nämlich in Zukunft dem örtlichen Ortsverein zur Verfügung stellen.