Fragen an Amtsinhaber Herbert Radermacher und Herausforderin Petra KanzlerKALL. Am 10. November finden in Kall die Bürgermeister-Wahl statt. Es kandidieren Amtsinhaber Herbert Radermacher (CDU) und Petra Kanzler (FDP, tritt für SPD und FDP an). Dass die Liberale sich dieser Aufgabe stelle, sei für viele Beobachter eine Überraschung gewesen, startete Moderator und Rundschau-Redakteur Klaus Pesch in den Abend. Von Kanzler wollte er daher wissen: "War das für Sie genauso überraschend?"Kandidatur"Ja – mehr oder weniger", antwortete die 54-Jährige. Sie habe sich das sehr gründlich überlegt und habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Doch letztlich sei sie überzeugt, das Amt ausfüllen zu können. "Als Frau habe ich mich bereits in anderen Bereichen durchgeschlagen", so die Tierärztin, die eine Praxis in Kall betreibt. Zwar komme sie nicht aus einer Verwaltung, jedoch sei es von Vorteil, wenn jemand im Rathaus sitze, der "seine Lebenserfahrung von außen einbringt".Damit grenzte sie sich klar von Herbert Radermacher ab. Der 60-Jährige ist Verwaltungsmensch durch und durch. Doch wird er bei einer Wahl auch die volle, fünfjährige Amtszeit absolvieren? "Voll und ganz, wenn meine Gesundheit es zulässt", so Herbert Radermacher. Die gute Gesundheit sei auch Voraussetzung für die Kandidatur gewesen.Anschließend ging es im Kandidaten-Duell unter anderem um folgende Themen:WindkraftIn Sachen Energie ist in Kall in den vergangenen Jahren viel erreicht worden, doch bis 2020 soll der CO2-Ausstoß um weitere 20 Prozent gesenkt werden. Ohne Windkraft scheint dieses Ziel nur schwer erreichbar zu sein. Für Herbert Radermacher befindet sich die Gemeinde auf einem guten Weg. Eine Windkraft-Potenzialanalyse sei erstellt worden und es werde weiterhin versucht, die einträglichste erneuerbare Energie zu fördern. "Allerdings ist Kall nur eine 66 Quadratkilometer große Kommune. Der Bereich, wo Windkraft generiert werden könnte, ist sehr eingeschränkt."Petra Kanzler erteilte dieser Art der Energieerzeugung eine Absage: "Es gibt keinen Bereich mehr, wo man Windräder hinstellen könnte, ohne dass sie jemanden belästigen."FinanzenDas Defizit der Gemeinde Kall wird in diesem Jahr fast 1,4 Millionen Euro betragen. Um zukünftig ausgeglichene Haushalte hinzubekommen, gibt es zwei Stellschrauben: Einnahmen erhöhen und/oder Ausgaben verringern. Da beide Kandidaten in weiteren Belastungen für die Bürger lediglich einen letzten Ausweg sehen, wollte ein Zuhörer wissen, an welche "Heiligen Kühe" sich die Kandidaten heranwagen würden, um Ausgaben zu verringern.Für Petra Kanzler könnten das die Sportplätze sein. Hier müsse die Gemeinde eng mit den Vereinen zusammenarbeiten, um die Anzahl der Nachwuchsmannschaften zu ermitteln. Vielleicht stelle sich heraus, dass nur einer von zwei Sportplätzen benötigt werde. Auch das Einbinden der Vereine in die Pflege der Plätze sieht Kanzler als Möglichkeit.Nicht antasten möchte sie hingegen das Kaller Schwimmbad: "Wir haben im Gegensatz zu anderen Gemeinden noch ein Lehrschwimmbecken und das ist eine ganz wichtige Geschichte, damit unsere Kinder Schwimmen lernen können."Herbert Radermacher hingegen nannte nicht eine "Heilige Kuh". "Wir haben hier lediglich die Wahl zwischen Pest und Cholera", so der amtierende Bürgermeister. Mit dem Wegfall eines Sportplatzes würden die Vereinsarbeit und das Ehrenamt bestraft – und das wäre fatal. "Ich habe keinen Königsweg vor Augen, um die finanzielle Situation zu verbessern", gestand Radermacher. Und so müsse man sich von "Fall zu Fall und Jahr zu Jahr hinhangeln".OrtskernEs ist der Blick von außen, der manchmal erstaunlich klar Missstände auf den Punkt bringt. So meldete sich ein Zuhörer, der nach eigenen Angaben vor einem halben Jahr nach Kall gezogen ist, zu Wort: "Es ist schon sehr traurig, dass es im Ortskern nicht eine Gaststätte gibt, in die ich abends gehen kann, um etwas zu essen.""Sicherlich lässt die Gastronomie in Kall zu wünschen übrig", sagte Herbert Radermacher. Doch es sei nicht Kernaufgabe einer Verwaltung, für Gastronomie im Ort zu sorgen. Er habe allerdings erfahren, wie schwer es sei, Betreiber für Restaurants zu finden. Obwohl der Standort in einem doch nicht gebauten Geschäftshaus am Bahnhof optimal gewesen wäre, hätten interessierte Brauereien keinen potenziellen Betreiber finden können.Auch Petra Kanzler findet, dass es in Kall keine Gastronomie gebe, wo man sich mal gemütlich hinsetzen könne. Für sie besteht die einzige Möglichkeit darin, Privatinitiativen von Gastronomen wie in Urft mit der "Villa flori" oder in Steinfeld mit der "Alten Abtei" von Seiten der Gemeinde bestmöglich zu unterstützen. Links:2013-10-29 KStA-Artikel "Bürgermeisterwahl in Kall – Einig beim Thema Windkraft"