Sistigs Ortsvorsteher Karl Vermöhlen (SPD) (Bild: SPD Kall) INFRASTRUKTUR Seit dem Wochenende ist das kleine Geschäft für den täglichen Grundbedarf wieder geöffnetKall-Sistig. "Einkaufen, wo wir zu Hause sind!" lautet seit Samstag das Motto im Sistiger "Lädchen". Der Frischemarkt, der einem kleinen Vollsortimenter gleicht, sollte eigentlich am 31. Januar geschlossen werden. Die Wirtschaftlichkeit in den vergangenen Jahren hatte sehr zu wünschen übrig gelassen. Doch die drohende Schließung rüttelte die Menschen in der Region wach. Schon bald nahmen einige Politiker, allen voran Sistigs Ortsvorsteher Karl Vermöhlen (SPD), das Heft des Handelns entschieden und sehr planmäßig in die Hand. Zunächst suchten die Akteure nach Modell-Projekten, wie solche dörflichen Geschäfte wieder in ein wirtschaftlich tragfähiges Fahrwasser geführt werden könnten. Das "DORV"-Modell war schon in vielen Orten im Land erfolgreich angewendet worden. Auch die Sistiger Bürger entschlossen sich, nach diesem Konzept vorzugehen. Diverse Bürgerversammlungen zu dem Thema "Dorfladen" im vergangenen Jahr waren stets gut besucht, und bald gründeten die Sistiger eine Genossenschaft, um "ihrem" Laden das Überleben zu sichern. Wie Achim Schmitz, der stellvertretende Vorsitzende des dreiköpfigen Vorstands, am Samstag berichtete, gehören der Genossenschaft inzwischen mehr als 130 Mitglieder an. Neben dem Vorstand ist zudem ein siebenköpfiger Aufsichtsrat ehrenamtlich für das Lädchen tätig.Zwei Mitarbeiterinnen sind als Halbtagskräfte beschäftigt, drei auf 450-Euro-Basis. Die Tage vor der Eröffnung bedeuteten für Mitarbeiter und Ehrenamtler eine Menge Arbeit, denn es wurde ein neues Waren-Wirtschaftssystem eingeführt, das einen Überblick über den Bestand und die verkaufte Ware jederzeit zulässt. Schmitz: "Was unsere Preise anbetrifft, können wir durchaus mit großen Discountern konkurrieren." Besonders charmant an dem kleinen Nahversorger ist die Tatsache, dass vor allem regionale Produkte aus umliegenden Betrieben und viele Bio-Produkte die Regale füllen. Der ortsansässige Metzger steuert zum Beispiel die "Lade Wursch" bei, die beiden Sistiger Bäcker kreierten eigens ein "Lade Brot", und die Gemünder Brauerei bietet im Lädchen spezielles "Lade Bier" an. Bernd Walter aus Wollenberg präsentiert Honig und Honigprodukte. Uwe Walter, der am Ortsrand von Sistig einen Hühnerhof betreibt, steuert die frischen Eier bei. Es besteht sogar die Möglichkeit, Post- und Geldgeschäfte im Lädchen abzuwickeln. Großes Interesse zollten am Samstag viele Käufer dem neu eröffneten Frischemarkt. Besonders für Senioren und für Familien mit Kindern bedeutet dieses Angebot ein großes Stück zusätzlicher Lebensqualität. Karl Schumacher aus Hecken beispielsweise ist 75 Jahre alt. Er sah sich während der Wiedereröffnung an der gut sortierten Obsttheke um und bekundete frohgemut, dass er sich darüber freue, dass der Laden erhalten bleibe. Neben dem Einkauf besteht für die Besucher auch die Möglichkeit, eine Tasse Kaffee zu trinken und ein belegtes Brötchen oder ein Teilchen zu essen. Der Dorfladen sozusagen als kommunikativer Treffpunkt und Ort für ein Schwätzchen. Geöffnet ist der "Lade" an der Kaller Straße 10 montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr und von 14.30 bis 18.30 Uhr, zudem samstags von 8 bis 13 Uhr.