Elke Schinker-Süß (von links), Helga Kühn-Mengel und Dieter Pritzsche sowie Georg Poensgen (2. v. r.). (Bild: Klinkhammer) BETREUUNG Arbeiterwohlfahrt beklagt schlechte Zusammenarbeit der BehördenKall. Arbeitslos, verschuldet, alleinstehend und psychisch krank – ein Teufelskreis, aus dem ein Mensch in der Regel nicht allein wieder herausfindet. Und die Lage wird immer schwieriger.Vertreter des Betreuungsvereins der Arbeiterwohlfahrt (Awo) und ein Betroffener schilderten jetzt die Situation. Dazu waren die Vorsitzende des Awo-Regionalverbandes, Helga Kühn-Mengel, und ihr Stellvertreter Dieter Pritzsche in die Beratungsräume an der Benzstraße 2 in Kall gekommen. Die Anforderungen sowohl an die Betreuer als auch an die zu Betreuenden würden immer höher: durch Unstimmigkeiten unter den Behörden, komplizierte schriftliche Vorgänge und teilweise schlecht geschultes Personal etwa in den Jobcentern.Peter G. (Name geändert) ist 35 Jahre alt und von Beruf Maler und Lackierer. Er schilderte seine Bemühungen, aus dem Kreislauf von Arbeitslosigkeit, Schulden und Krankheit herauszukommen. Awo-Betreuer Georg Poensgen hat Peter G. Mitte 2011 kennengelernt. Der lebte mit seiner damaligen Freundin in einer Mietwohnung in Euskirchen. Die heruntergekommenen Räume wurden von Nachtstromspeichergeräten geheizt, es schimmelte an allen Ecken und Enden. Die Stromkosten waren so enorm, dass sich allein aus diesem Posten 3000 Euro Schulden für das damals arbeitslose Paar anhäuften. Das Geld hätten die beiden unter anderem deswegen nicht aufbringen können, berichtete G., weil das Jobcenter die vereinbarte finanzielle Unterstützung nicht ausgezahlt habe. Die Freundin kam zur Awo, um sich beraten zu lassen. Der Betreuungsverein vermittelte eine neue Wohnung in der Gemeinde Kall, die Stromschulden sind aber immer noch nicht beglichen. Die junge Frau fand eine neue Arbeit, Peter G. bezog weiterhin Arbeitslosengeld II. Daraus entstand das nächste Problem. Poensgen: "Nun hätten das Jobcenter und die Gemeindeverwaltung in Kall kommunizieren müssen, was jedoch nicht geschah." Monatelang wartete das Paar auf gut 800 Euro. Erst als ein Mitarbeiter der Regionalgas bei der Awo vorstellig wurde, weil er dem Paar den Anschluss sperren wollte, kam Bewegung in die Sache. Mit der Sperrankündigung in der Hand ging Poensgen nach Kall zum Rathaus: "Auf einmal wurde das Geld ausgezahlt."Nachdem sich das Paar getrennt hatte, blieb der psychisch kranke Peter G. als Betreuter bei der Awo. Für ihn allein war die Wohnung nun viel zu groß, er brauchte eine kleinere Bleibe. Elke Schinker-Süß, Leiterin der Betreuungsstelle in Kall, sagt dazu: "Wären wir nicht da gewesen, Peter G. wäre auf der Straße gelandet." Der Vermieter hatte bereits zu Beginn des Jahres keine Geduld mehr, und eine bezahlbare Single-Wohnung auf dem Land zu finden ist schwierig. Vor einigen Wochen fand Peter G. mit Hilfe der Awo dann endlich eine neue Bleibe. Er würde schon seit Langem gern wieder arbeiten, doch so einfach sei das nicht: "Das Jobcenter sagte mir, ich solle mich bewerben." Das habe er dann getan, allerdings habe es sich fast immer um Initiativbewerbungen gehandelt. Das Jobcenter habe kein Stellengesuch gezielt vermittelt. Das Ergebnis: Peter G. erhielt eine Absage nach der anderen. Im Jobcenter habe er dann den Satz gehört: "Sie bemühen sich ja gar nicht, Sie treten nicht selbstbewusst genug auf." Poensgen schaltete sich daraufhin ein und bescheinigte seinem Klienten, alles andere als zu wenig selbstbewusst aufzutreten und sich sehr zu bemühen.Peter G. ist frustriert. Er würde gern arbeiten, auch in einem anderen Beruf, sagt er, allerdings nicht in einer weit entfernten Gegend, wie das Jobcenter verlange. Geklappt hat der Wiedereinstieg in das Berufsleben bisher nicht.