SPD-Mitglieder im Kreis Euskirchen bewerten Koalitionsvertrag höchst unterschiedlichKREIS EUSKIRCHEN. Markus Ramers hat in den vergangenen Wochen viel Skepsis bei den Genossen im Kreis wahrgenommen, was eine große Koalition im Bund angeht. Rund 470 000 SPD-Mitglieder werden in den kommenden Wochen gefragt, ob die Partei mit CDU und CSU in Berlin eine große Koalition bilden soll, darunter 900 aus dem Kreis Euskirchen. Wenn die Basis nein sagt, wird es nichts mit der Regierungsbeteiligung. Auch er habe die Koalitionsverhandlungen anfangs eher kritisch gesehen, erklärt Ramers. Nachdem er aber nun die Verhandlungsergebnisse grob vernommen habe, könne er sich vorstellen, doch zuzustimmen.Franz Cremer soll ins "Konklave"Zunächst aber wolle er die 185 Seiten des Koalitionsvertrags studieren. Er will wissen, wie bindend die Zusagen zu Mindestlohn und zu den Einschränkungen bei der Leiharbeit sind. "Besonders interessiert mich auch die Behandlung der Doppelten Staatsangehörigkeit", so RamersEr habe einige türkische Freunde und wisse um den Gewissenskonflikt, den diese belaste, wenn sie sich für eine Staatsangehörigkeit entscheiden müssten. Auch die Frage, inwieweit die Eingliederung von Menschen mit Behinderungen vom Bund unterstützt wird, werde er genau unter die Lupe nehmen.Auf die Zustimmung von Egbert Kramp wird Bundesparteichef Sigmar Gabriel wohl verzichten müssen. "Für mich waren das Pseudo-Koalitionsverhandlungen", sagt der Mechernicher SPD-Chef. Er sei zwar prinzipiell für Parteidisziplin, "aber dieses Mal werde ich ungehorsam sein", so Kramp. Er befürchte, dass die Zustimmung für die SPD in einer großen Koalition weiter schrumpfen werde. Es bedürfe einer Erneuerung, die nur durch eine Ausrichtung nach links möglich sei. Der Dahlemer SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hans-Michael Seidler will sich den Koalitionsvetrag ausgibig zu Gemüte führen: "Wenn darin ausreichend sozialdemokratische Handschrift zu finden ist, werde ich wohl zustimmen." Dann sei die Partei in der Pflicht, "denn eine andere Koalition ist ja realistisch nicht möglich".Für den Hellenthaler SPD-Kreistagsabgeordneten Franz Cremer hält die Mitgliederbefragung eine besondere Aufgabe bereit.Er gehört zu den 399 Sozialdemokraten in der Bundesrepublik, die am 14. Dezember in Berlin die Stimmen pro oder contra Koalition auszählen sollen – und das von morgens 5 bis abends 20 Uhr: "Da geht es zu wie bei einer Papstwahl im Konklave. Wir müssen vorher unsere Handys abgeben." Es soll halt nichts vorzeitig herausdringen. "Ich habe auf Parteitagen häufig in einer Zählkommission mitgemacht, darum hat die Kreispartei mich vorgeschlagen", so Cremer.Wie die Genossen im Kreis Euskirchen letztlich abgestimmt haben, wird laut Ramers nie bekannt werden, weil keine regionale Auszählungen vorgesehen seien."Schade", sagt Ramers: "Das Ergebnis im Kreis hätte mich schon interessiert." Links:2013-11-28 KStA-Artikel "Koalitionsvertrag – Die SPD im Kreis ist gespalten"