Wirtschaft und Gesundheit: Hubertus Heil und Karl Lauterbach gestern in Mechernich Zu den Gepflogenheiten des Wahlkampfs gehört auch die Unterstützung der örtlichen Kandidaten durch die Polit-Prominenz der jeweiligen Parteien. Derer gleich zwei kamen gestern zu SPD-Mann Uwe Schmitz: Prof. Karl Lauterbach und Hubertus Heil. ALICE GEMPFER MECHERNICH. Morgens Gesundheit, abends Wirtschaft – so lässt sich das gestrige Programm von SPD-Landtagskandidat und Kreisparteichef Uwe Schmitz in Kurzform beschreiben. Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Prof. Karl Lauterbach, diskutierte mit Schmitz und dem Führungsteam aus Verwaltung und Medizin um Dr. Hans Rossels im Kreiskrankenhaus. Am Abend dann weilte – als "Überraschungsgast" angekündigt – der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokraten im Bundestag und Ex-Generalsekretär, Hubertus Heil, zu einem Mehrgang-Menü im Mechernicher Restaurant "Magu". Der in Düren geborene Lauterbach kam gleich zu Beginn des Treffens im Kreiskrankenhaus, an dem auch Landrat Günter Rosenke teilnahm, ins Grübeln. "Jetzt muss ich meinen Vortrag komplett umschreiben", begann er seine Ausführung zur Gesundheitspolitik – allerdings war dies wohl nicht ganz ernst gemeint. Er reagierte damit auf Rossels, der in seiner Einführung gesagt hatte, sein Haus habe "keine Probleme" und schreibe "schwarze Zahlen". Lauterbach: "Ich habe derzeit mehrere Termine täglich und rase von Stadt zu Stadt. Aber das zu hören – das ist mir noch nie passiert." Dass die Informationen, die der gesundheitspolitische Experte im Gepäck hatte, aber durchaus auch die Mechernicher beschäftigen, wurde im Verlauf der Diskussion schnell klar. Neben der von der Regierung vorgeschlagenen "Kopfpauschale" als gehaltsunabhängigen Beitrag zur gesetzlichen Krankenkasse und der so genannten Bürgerversicherung als Gegenvorschlag der SPD war der Ärztemangel – sowohl in Krankenhäusern als auch bei den niedergelassenen Medizinern – Thema. Die allgemeinärztliche Versorgung gerade in ländlichen Regionen wie der Eifel kranke, so Lauterbach, nicht an der zu geringen Anzahl niedergelassener Ärzte, sondern an deren Verteilung. Der Kreis Euskirchen etwa gelte ungeachtet seiner strukturellen Unterschiede als ein Bereich. Als Folge dessen müsse ein Abwandern aus dem Südkreis in die eher städtischen Regionen wie Euskirchen nicht gemeldet werden. Der Ausbau ambulanter Leistungen durch Krankenhäuser müsse, etwa über die Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) ausgebaut werden. Hier können die Mechernicher glänzen: Das MVZ am Kreiskrankenhaus ist schon in vollem Betrieb. Landarztpraxen empfiehlt der SPD-Experte, verstärkt im Verbund zu arbeiten. Rote Grütze zum Dessert Für Hubertus Heil war es gestern Abend der zweite Besuch in Mechernich. "Noch als Generalsekretär hatte er mich damals in meinem ersten Kommunalwahlkampf unterstützt", berichtete der Mechernicher SPD-Fraktionschef Wolfgang Weilerswist. Gestern Abend wurde Heil im Restaurant "Magu" von rund 60 hungrigen Genossen erwartet. Bevor die sich am Mehrgang- Menü gütlich tun konnten, berichtete Heil Schmitz, Weilerswist und den anderen von der "großen" Politik. Die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt standen vor allem auf seiner Agenda – Berliner Themen mit lokalen Auswirkungen. Es gehe, so Hubertus Heil, nicht nur darum, Arbeit zu finden, sondern auch darum, dass man von dieser Arbeit leben könne, sprach er die Diskussion um Mindestlöhne an. Über die Steuer- und Abgabenpolitik der schwarz-gelben Regierung kam er auf die Situation der Kommunen zu sprechen: "Wir können im kommunalen Bereich nur etwas leisten, wenn in Berlin verstanden wird, dass die Kommunen nicht das Kellergeschoss, sondern das Fundament der Politik sind." Die finanzielle Situation der Kommunen sei "katastrophal". Umso mehr begrüße er, so Heil in Schmitz' Richtung, dass die SPD im Kreis Euskirchen in der "Regierung" (mit der CDU) sei. Schmitz spannte wieder den Bogen zur Berliner Politik: "Die Bürger müssen in der Landtagswahl Farbe bekennen, wenn sie die unsoziale Bundespolitik verhindern wollen." Währenddessen freuten er und seine Kollegen sich besonders auf den Nachtisch: Es gab Rote Grütze. Rundschau, 01.05.2010